Absurde Geschlechtertrennung

Pinkstinks wird ja immer mal wieder vorgeworfen, wir würden uns künstlich aufregen: Über Werbebotschaften, die lediglich als Angebote gemeint seien und überhaupt nicht als nach Geschlechtern getrennte Kaufaufforderungen. Über gegenderte Produktwelten in rosa und hellblau, die doch einfach nur der „natürlichen Farbvorliebe“ der Kinder entgegenkäme. Oder darüber, dass die längst überfällige Senkung der #Tamponsteuer hinter dem Rücken der Konsument*innen mit Preiserhöhungen abgefangen werden sollen.

Tatsächlich ist unsere Aufregung sehr echt – und zwar über eine künstliche Geschlechtertrennung, die Menschen nicht nur Geld aus der Tasche zieht, sondern sie auch über den Kauf von Produkten immer wieder dazu auffordert, ihre Geschlechtsidentität zu belegen. Das bedeutet nicht, dass wir Geschlecht oder geschlechtsspezifische Unterschiede leugnen. Es wird nur sehr vielen Dingen und Verhaltensweisen ein Geschlecht zugeschrieben, die keines haben. Und damit entsprechend Druck aufgebaut: Farben, Spielzeugen, Aggressivität, Kümmern, Streitlust, Bravsein, Kleidern, Anzügen – das alles hat so wenig mit männlich und weiblich zu tun wie das Wetter von morgen mit der Tatsache, ob man nun sein Essen aufgegessen hat oder nicht. Trotzdem wird darum immer wieder eine riesige Zirkusnummer veranstaltet. Zum Beispiel mit der Bibel. Darauf, dass es die für „versoffene Männer“ und „sorgenvolle“ Mütter gibt, hatten wir euch schon einmal hingewiesen.

Aber natürlich kann Geschlechtertrennung gar nicht früh genug beginnen.

Deshalb werden Bibeltexte auch speziell für Jungen und Mädchen aufbereitet. Denn er findet die Bibel „schon irgendwie gut aber irgendwie auch kompliziert“ und fühlt „Unbehagen“, weil Lesen und Lernen nach „Arbeit“ klingt. Sie hingegen will wissen, was „Gott zu all den Dingen sagt, die ihr Teenagerherz beschäftigen“. Wie denkt Gott über „Freundschaft, Schönheit und deinen Platz im Leben“. Dass die Seiten dann entsprechend farblich gestaltet werden, versteht sich da praktisch von selbst.

An dieser Stelle könnte man wieder fragen, warum wir denn so genau hinschauen. Wie viele werden das schon lesen, ist doch alles ganz harmlos, gibt bestimmt wichtigere Sachen. Ganz bestimmt gibt es die. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass solche durchgegenderten Produkte zusammen mit vielen anderen,

die gar nicht absurd genug

sein können, ein großes Mosaik der Geschlechtertrennung ergeben, indem Rollen fest- und vorgeschrieben werden, statt sie die Menschen einfach leben zu lassen. Und am besten fängt man damit zeitig an, damit die Trennung möglichst früh klargemacht und vollzogen wird

und alle Beteiligten wissen, wie sie sich gefälligst zu verhalten haben.

Also ja, das treibt uns um – auch noch nach acht Jahren. Weil wir immer noch an Freiheit statt an Zwänge glauben. Immer noch daran, dass nichts, absolut nichts daran falsch ist, wenn ein Junge sich in Kleidern und ein Mädchen sich im Laborkittel gefällt. Und weil das immer noch nicht bedeutet, dass beide das ab jetzt so machen müssen. Das meinen wir nicht, wenn wir sagen, die Zeiten gendern sich. Es bedeutet, dass wir viel mehr für alle möglich machen wollen und nicht das Gegenteil verpflichtend einführen. Ab jetzt nur noch Röcke für Jungen! wäre ja genauso limitierend wie Jungen tragen keine Röcke!
Beides ist mit uns nicht zu machen. Wir sind immer noch eure Agentin für Vielfalt und haben vor, das auch zu bleiben.

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