Langsam schwimmt die Wasserschlange auf die Bikinischönheit zu. Die hat ihre Augen geschlossen, streckt sich lasziv und genießt baucheinziehend die Sonne. Vermutlich wird die Schlange gleich zubeißen. Auf einem anderen Plakat sieht man eine haarige Tarantel auf sehr schlanken, langen Frauenbeinen in 12mm High Heels – mehr ist von dem ahnunglosen Opfer nicht zu sehen. Daneben liest man nur „Bikini“ oder „Schuhe“ und „gefunden bei OTTO“ – die Person spielt wirklich keine Rolle. Sie wird im nächsten Moment ja eh das klassische Bild der „schönen Leiche“ abgeben.
Und wer jetzt sagt, es gäbe wirklich Wichtigeres auf dieser Welt, dem sagen wir:
Mit einer Email an info@pinkstinks.de kannst du diese schönen Sticker bestellen – wir schicken sie dir kostenlos zu. (Wenn du auf facebook schon bestellt hast: Die hier sind für unsere „Nur-Webseiten-Besucher“, damit es gerecht zugeht!). Und natürlich müssen wir auch hier sagen: „Pinkstinks haftet nicht für unerlaubtes Stickern!“
Ja, Frauen sind Opfer. Jedes vierte Mädchen in Deutschland zeigt essgestörtes Verhalten – diese Statistik ging letzte Woche durch die Medien, als man sich empörte, dass eine Modelagentur vor einer schwedischen Anorexie-Klinik scoutete. Und jetzt kommt sicher wieder das Argument, das Frauen doch gar keine Opfer sind, und wir sagen gar nicht, dass Frauen sich nicht wehren können. Aber dass es wirklich verdammt schwer ist und viel Unterstützung braucht, der Werbemaschinerie nicht zu verfallen. Es ist diese Bilder der Verfügbarkeit, der Ausgesetztheit von Gewalt und Begehren, von irrealen Schönheitsidealen, die Mädchen zu oft das Gefühl geben, keine Kontrolle zu haben.
Wie willkürlich dabei die gesellschaftliche Kontrolle des Frauenkörpers ist, zeigt Tine Wittlers Film „Wer schön sein will, muss reisen“ zum gleichnamigen Buch. In Mauretanien werden Mädchen zwangsgemästet, um „schön“ dick zu werden: Zehn Liter Kamelmilch müssen am Tag getrunken werden, sonst wird das Kind gekniffen. Die Brutalität ähnelt der Absurdität des chinesischen Füße-Abbindens oder aber, viel subtiler, einer Dauerberieselung durch Bilder, denen wir nie entsprechen können, und die uns Ermächtigung nur zusprechen, wenn wir in einer sehr limitierten Form sexuell begehrenswert sind.
Blanca Fernandez, unsere Theaterpädagogin, konzipiert gerade ein Pinkstinks-Theaterprojekt für Schulen, für das wir uns um Förderung bewerben. In Projektwochen sollen Mädchen nicht nur ihre eigenen Geschichten auf die Bühne bringen, sondern auch Bühnen-, Sound- und Lichttechnik erlernen und das Bühnenbild selber zimmern. Hier können sie Ermächtigung finden im sich ausdrücken, im selber gestalten, in der Freude an dem gemeinsamen Prozess und der Reflektion.
Nils Pickert, der Mann, der im Rock einmal um die Welt ging, nerven Bikinimoden übrigens immens: vor allem die für Kinder. Denn, guess what: Es stehen nicht alle Männer auf schöne Opfer. Und viele wollen diese Bilder auch nicht für ihre Töchter als Vorbild sehen.