Brauchen Mädchen und Jungen verschiedene Windeln?

„Jungen und Mädchen sind verschieden. Sie mögen unterschiedliche Sachen. Und ihre Körper sind auch unterschiedlich. Also warum sollte man ihnen die gleiche Windel geben?“
Was klingt wie eine Werbeanzeige aus den 60igern, ist in Wirklichkeit ein hochaktueller Slogan der Windelmarke Huggies.

Huggies gehört zu dem US-amerikanischen Konzern Kimberly-Clark und wir hatten sie bislang nicht auf dem Schirm – vor allem deshalb, weil es dem Konzern laut Eigenaussage „trotz jahrelanger Bemühungen nicht gelungen ist, HUGGIES Windeln als einen gewinnbringenden Teil unserer Firma in Europa zu etablieren.“
Als uns letzte Woche allerdings der Hinweis auf eine Petition gegen das massive Gendermarketing von Huggies aus Italien (Also jetzt doch Europa oder wie?!)  erreichte,  haben wir das zum Anlass genommen, den Windeln für Jungen und Mädchen mal hinterher zu recherchieren. Das Ergebnis ist ziemlich unerfreulich. Huggies hat seine produktbezogene Geschlechtertrennung schon vor Jahrzehnten eingeführt

und die vorgeblichen Unterschiede werbetechnisch mit der Zeit immer weiter zementiert bis zu dem Punkt, wo Kinder aufgrund ihres Geschlechts in scheinbar vollkommen verschiedenen Welten stattzufinden haben.

Besonders auffällig dabei ist, wie Huggies das soziale Geschlecht (Gender) stärker zum Anlass nimmt als das biologische Geschlecht (Sex), um ein Produkt zu verkaufen, das dazu da sein soll, den biologischen Unterschieden Rechnung zu tragen.

Windeleinlagen

Zur Klarstellung: Dass die tatsächlichen Unterschiede zwischen Frauen und Männern auch und gerade in der Wissenschaft berücksichtigt werden, ist enorm wichtig. Unter anderem dafür, um zu erkennen, dass auch Frauen einen Herzinfarkt erleiden können und er sich symptomatisch anders ausdrückt als bei Männern. Was das allerdings mit Huggies zu tun haben soll, bleibt doppelt unklar. Zum einen weil auf der Ebene des biologischen Unterschieds die Saugfläche in der Windel einfach von vorne bis nach hinten durchgezogen werden könnte. Zum anderen weil es die ansozialisierten Unterschiede sind, die hier dreist als unumstößlich/naturgegeben behauptet werden, um ein Produkt möglicherweise erfolgreicher (Wie war das noch mal mit der Etablierung in Europa?) verkaufen zu können.

Das hat nichts mit den angeblichen oder tatsächlichen Unterschieden von Babys/Kleinkindern zu tun, sondern lediglich damit, dass ein Konzern mittels Gendermarketing Profit erwirtschaften will. Und weil man glaubt, dass sich das lohnt, weist man Kindern gerne in sich geschlossene Rosa-Hellblau-Sphären zu, die das jeweils andere Geschlecht nicht mehr betreten darf.Huggies Split

„Welche Farbe ist für dich?“ fragt Huggies scheinheilig am Ende eines Werbeclips. Dabei müsste die Frage eigentlich lauten:

Wie groß sollen wir die Bedrohung durch Stereotype eigentlich noch gestalten, damit ihr endlich unsere Windeln kauft?!

Pinkstinks Team