Bree Newsome

Unser Role Model im Juni wollte nicht länger warten. Nicht länger hinnehmen, dass das Regierungsgebäude des US-Bundesstaates South Carolina mit der Fahne der Konföderierten beflaggt wird, die der schwarzen Bevölkerung des Landes ein rassistischer Schlag ins Gesicht ist. Sich angesichts der Morde an 9 Menschen, Kirchenbränden, anhaltender Polizeigewalt und haarsträubend verharmlosender medialer Berichterstattung nicht länger hinhalten lassen. Also ist sie in einem Akt zivilen Ungehorsams aktiv geworden und hat die Flagge selbst vom Mast geholt.

Die Filmemacherin, Musikerin und Aktivistin Bree Newsome hat damit etwas getan, dass in den Augen der meisten ihrer Landsleute sehr starke Symbolwirkung hat und dafür ihre persönliche Freiheit riskiert.  Sie und ihrem Mitstreiter, die beide unmittelbar nach der Aktion verhaftet wurden, drohen für die Aktion bis zu 3 Jahre Haft. Unter dem Hashtag #freebree bekunden Menschen seitdem ihre Solidarität mit der Aktivistin. Eine Crowdfunding Kampagne für die Kautionssumme fand in kurzer Zeit mehrere tausend Unterstützer*in. Der Filmemacher Michael Moore hat zugesagt, alle mit der Anklage verbundenen Kosten zu übernehmen.

Die Regisseurin Ava DuVernay hofft auf einen Anruf, um einen Film über die schwarze Superheldin Bree Newsome machen zu können.

Selbstverständlich gibt es auch Stimmen, die die Unrechtmäßigkeit von Newsomes Verhalten betonen oder finden, dass Ganze sei doch keine große Sache. Doch, das ist es. Bree Newsome hat etwas getan, wozu sich der Bundesstaat South Carolina 150 Jahre nicht durchringen wollte, obwohl selbst der Präsident der Vereinigten Staaten klargestellt hat, dass diese Flagge „ein Symbol rassistischer Unterdrückung“ ist. Das sah die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, bei ihrem Amtsantritt jedoch anders. „Diese Flagge ist nicht rassistisch, sondern eine Tradition, auf die die Menschen stolz sind.“ Unter dem Eindruck der furchtbaren Tat in Charleston revidierte sie ihre Ansicht, allerdings nur insofern, dass die Flagge nicht mehr gehisst werden sollte, weil der Täter und seinesgleichen sie für ihre rassistischen Zwecke missbraucht haben.

Sie war aber schon immer rassistisch. Unter anderem, weil sie das Symbol einer Konföderation ist, deren Präsident 1861 im Kongress klarstellte, „dass die Arbeit von Sklaven für den Reichtum der Südstaaten unabdingbar war und ist“. Der Attentäter hat die Bedeutung dieser Flagge mitnichten missdeutet. Er hat an eine Tradition angeknüpft, die man sich anhaltend weigert zu durchbrechen. Bree Newsome, die inzwischen gegen Kaution wieder auf freiem Fuß ist, sagt dazu:

„Viel zu lange hat die Vorherrschaft der Weißen die Politik Amerikas dominiert und rassistische Gesetze sowie kulturelle Praxen geschaffen, deren Ziel es ist, Nicht-Weiße zu unterjochen. Und das Emblem der Konföderation (…) war lange das erkennbarste Banner dieser politischen Ideologie. Es ist das Banner ‚rassischer‘ Einschücherung und Verängstigung, dessen Beliebtheit immer dann Aufwind erfährt, wenn schwarze Amerikaner*innen wirtschaftlich und politisch in diesem Land an Einfluss gewinnen.“

Für viele Menschen ist Bree Newsome eine Heldin.

Wir sind uns sicher, dass sie noch viel bewegen wird. Die politische Vision, die Tatkraft und das Talent dazu

hat sie auf jeden Fall. Und sie wird dringend gebraucht. Kurz nach ihrer Aktion wurden zwei schwarze Staatsbedienstete aufgefordert, dieses Banner wieder zu hissen. Wenig später haben sich am gleichen Ort ein paar Weiße versammelt, um „ihre Flagge“ zu feiern und zu Protokoll zu geben, dass sie sich fühlen würden wie die Juden kurz vor der Machtübernahme der Nazis.
Für diese Menschen gilt das Gleiche wie für die Flagge der Konföderation.