Cindy Gallop

Mit unserem Role Model des Monats März haben wir eine große Gemeinsamkeit: Cindy Gallop fordert Werbende heraus, neue, innovativere und geschlechtergerechtere Bilder für Produkte zu finden. Allerdings tragen wir unsere Forderungen von außen an die Werbeindustrie heran, während sie das Innenleben der Branche so gut kennt wie kaum eine andere, weil sie seit Jahrzehnten ein Teil von ihr ist.

1960 geboren war Cindy nach ihrem Studium zunächst als Theateragentin tätig, bevor sie in die britische Agentur Bartle Bogle Hegarty (BBH) einstieg, wo sie für Großkunden wie Coca Cola und Ray Ban zuständig war und nach Gründung der US-amerikanischen Dependance zur Vorstandsvorsitzenden aufstieg. 2003 wurde sie von der Vereinigung New Yorker Werbefrauen zur Werbefrau des Jahres gekürt. Aber Cindy wäre nicht Cindy, wenn sie sich auf diesem Preis ausgeruht hätte. Oder wie sie es formulieren würde:

„Status Quo ist mit mir nicht zu machen!“

Also gründet sie 2006 ihr eigenes Unternehmen und berät Menschen in Werbefragen, Unternehmensstrategien und Markenaufbau. In einer vieldiskutierten TED Präsentation machte sie 2009 ihrem Publikum anhand ihrer eigenen Erfahrung den Unterschied zwischen Sex und Pornografie deutlich.

Dabei ging und geht es ihr nicht um eine wertende Pauschalverurteilung von Pornografie – Cindy beschreibt sich selbst als „Pro-sex. Pro-porn. Pro-knowing the difference.“ – sondern darum, dass insbesondere jungen Menschen allzuoft eine explizite Bilderflut den Blick auf die eigenen Bedürfnisse und die des Gegenübers verbaut. Sie diagnostiziert, dass wir zu sehr damit beschäftigt sind, normierten pornografischen Vorlagen gerecht zu werden, anstatt uns wirklich aufeinander einzulassen.

Doch auch an dieser Stelle gibt es kein Stillstand, kein Verharren. Die Frau, die von sich sagt, dass sie gerne „Scheiße in die Luft sprengt“, ist davon überzeugt, dass die Zukunft der Werbebranche gleichberechtigt sein sollte.

Es ist also kein Zufall, dass das Festival in Cannes sie zur Präsidentin der Jury des neuen Glass Lion ernannt hat, über den wir schon berichtet haben. Mit diesem Preis will sie kreative Werbung prämieren, in der es nicht um Stereotypen sondern um die Wirklichkeit geht.

Wir wünschen ihr viel Erfolg dabei, den Glaslöwen für Gleichberechtigung brüllen zu lassen.