Fast 14 Jahre ist es her, dass bei einer Umfrage 43% der befragten Männer zwischen 18 und 39 angaben, Freizeit sei ihnen wichtiger als Familiengründung. 14 Jahre, in denen sich gesellschaftlich allerhand getan hat, Männerbild allmählich verändert wurden und auch neue Väterrollen entstanden sind. Vielleicht sogar so umfassend und nachhaltig, dass endlich eine umfassende Debatte über Männer und ihren möglichen Kinderwunsch möglich ist. Denn bislang wurde das Thema bestenfalls unterkomplex behandelt. Nicht zuletzt von Männern selbst. Männer, das waren (auch in Selbstaussagen) doch immer die, die irgendwie in die Vaterschaft hineingestolpert sind und sich überlegen, wie sie mit diesem „Wasserbüffel“ von einer schwangeren Partnerin Sex haben sollen.
Die so wenig mit dem eigenen Nachwuchs zu tun hatten, dass sie auf kaum etwas verzichten müssen.
Und wenn sie sich dann doch mal mit ihrem Nachwuchs beschäftigen, es angeblich in einer Art und Weise tun, die so stumpf und unfähig ist, dass man ihre Vaterschaft am liebsten ganz ausblenden will.
2021 sollte doch ein bisschen mehr hinter den Themen Vaterschaft und Männer mit Kinderwunsch stecken, oder? Einiges spricht dagegen. So ist die Regretting Motherhood Debatte wirklich zu einer Regretting Parenthood Debatte geworden, weil distanzierte Väter, die durch ihre Vaterschaft beruflich wie privat kaum Einbuße erleben, immer noch die Norm sind. Ein Umstand, der sich nach wie vor auch in den Strukturen wiederfindet, in denen Elternschaft aktuell ermöglicht beziehungsweise verunmöglicht wird. Gerade in der momentanen Pandemiesituation zeigt sich, wie stark alte Rollenklischees immer noch in uns wirken. Wenn es beispielsweise darum geht, wer im Homeoffice noch „irgendwie nebenbei“ die Kinder betreut/beschult und den Haushalt schmeißt. Oder wer für die Betreuung von Kindern Kinderkranktage in Anspruch nimmt.
Trotzdem tut sich was und das ist auch gut so. Denn im gleichen Maße wie wir anerkennen sollten, dass eben nicht alle Frauen eine tickende biologische Uhr in sich tragen, die in einem dezidierten Kinderwunsch mündet, muss anerkannt werden, dass es Männer gibt, die nicht erst zur Vaterschaft motiviert oder überredet werden müssen. Und die darunter leiden, wenn es nicht funktioniert
oder sie in ein Rollenkorsett zwingt, dass ihnen ganz grundsätzlich unterstellt, qua Geschlecht gar nicht so sehr an Kindern und Kümmern interessiert sein zu können.
Denn Vaterschaft ergibt sich eben nicht nur aus einem Randvermerk
wie es früher in den Geburtsurkunden von Kindern aus unehelichen Beziehungen beschrieben wurde. Und deshalb ist es auch an der Zeit, große Fragen zu thematisieren, die bislang wie selbstverständlich Frauen zugewiesen wurden:
- Wann ist der geeignete Zeitpunkt im Leben eines Mannes, um Kinder zu bekommen? Ab Mitte 30 reduziert sich die Qualität der Spermien deutlich. Trotzdem werden mögliche Risiken fast ausschließlich mit Bezug auf Frauen besprochen.
- Was brauchen Väter, um eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf herstellen zu können? Und zwar ohne, dass sich vorgebliche „Vereinbarkeit“ darin erschöpft, dass die Partnerin das Allermeiste stemmt.
- Was brauchen Väter, um sich gesellschaftlich repräsentiert zu fühlen und ihre Bedürfnisse und Forderungen einbringen zu können?
- Was können wir alle miteinander tun, damit Männer die Frage nach Kindern nicht glauben mit „Ja, aber bitte erst später“ beantworten zu müssen.
- Wie kann Männern mit unerfülltem Kinderwunsch geholfen werden?
Denn all diese Männer gibt es. Der Wunsch nach Kindern hat kein Geschlecht und er ist gerade bei Männern großflächig noch unentdecktes Land.
Wenn es uns gelingt, ihn ernst zu nehmen und nicht gegen das Bedürfnis von Männern auszuspielen, keine Kinder haben zu wollen – aber eben auch nicht gegen die Bedürfnisse und Ansprüche von Frauen in Sachen Familienplanung – dann wären wir mit der Gleichberechtigung einen wichtigen Schritt weiter.
Bildquelle: Unsplash
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