Das wunderbar vielfältige Liebesleben der Tiere

Ab 8 und für alle.
Das steht auf der Rückseite des Buches Das Liebesleben der Tiere von der Sexualpädagogin Katharina von der Gathen und der Illustratorin Anke Kuhl und ist genau so gemeint. Egal wie viel man glaubt, allgemein über Sexualität und speziell über die Sexualität von Tieren zu wissen, hier lernt man auf jeden Fall dazu. Mit witzigen, detailreichen und wunderschönen Illustrationen geht dieses Buch Fragen auf den Grund, die wir uns als Erwachsene leider zumeist schon gar nicht mehr stellen. Weil wir so viel mit unserem Erwachsenenkram zu tun haben (Huhu, Steuererklärung. Nein, ich hab dich nicht vergessen!). Dabei erinnere ich mich genau, dass ich als Kind wissen wollte, wie eigentlich Babyspinnen aussehen. Oder wie Igel miteinander Sex haben, ohne sich dabei blutig zu pieksen. Jetzt kann ich es mit meinen Kindern herausfinden. Denn das Schönste an Das Liebesleben der Tiere ist, dass es gemeinsam neugierig macht und Kinder wie Erwachsene sehr schnell einfach mehr wissen wollen.

Und je mehr man in die Details eintaucht, desto leichter wird es, gemeinsam über Sexualität ins Gespräch zu kommen – obwohl ja gerade dieses Thema oft sehr schambesetzt ist. Aber angesichts der schieren Vielfalt von Geschlechtsorganen im Tierreich,

landet man auch sehr schnell bei den eigenen und einem ziemlich unverkrampften Sprechen über Dinge, mit denen man sich andernfalls schwer tun würde. Das Liebesleben der Tiere wendet dabei einen simplen aber unglaublich wirkungsvollen Trick an: Es lässt einen staunen. Sex ist toll, Sex ist bunt, Sex kann auch schwul oder lesbisch sein

oder (im Falle der Pandabären) eher als uninteressant, anstrengend und lästig empfunden werden. Sex kann allerdings auch mit Gewalt verbunden sein,

und das ist dann mit Blick auf die gegenwärtigen Debatten und die alltägliche Realität von sexualisierter Gewalt ein schwieriges Kapitel, in das ich wohl in nächster Zeit nicht allzu häufig mit meinen Kindern reinlesen werde. Aber das ist dem Buch nicht vorzuwerfen, das gut daran tut, als Sachbuch auch diesen Themenkomplex nicht auszusparen. Darüber hinaus bietet sich seine Form ja genau dafür an. Schmökern, stöbern, Seiten überblättern, noch mal anschauen, morgen weiterlesen. Und das werde ich die nächste Zeit wohl öfter machen: Mit den Kindern zu Sookes Queere Tiere durchs Wohnzimmer tanzen,

irgendwann aufs Sofa plumpsen und Das Liebesleben der Tiere lesen.

Das Liebesleben der Tiere erschienen im Klett Kinderbuch Verlag. 144 Seiten, 18 €.