Die Katzen, der Weltfrieden und ich

Letztes Wochenende habe ich mit meinen Kindern Shrek 2 angeschaut und zwei Dinge festgestellt:

  1. Das ist ein Film für Erwachsene. Die Kinder finden den Grünling mit den Ohrenschmalzkerzen zwar lustig, aber die ganzen popkulturellen Anspielungen sind für die Eltern.
  2. Im Internet existiert eine Maßeinheit, die ich mir bisher noch nie klar gemacht habe. Aber dank des gestiefelten Katers

weiß ich es jetzt besser: Es geht um Katzenbabybilder.

Fotos von diesen süßen Wollknäueln werden bei Facebook geteilt und für süß befunden. Wenn man auf Youtube Katzenbaby eingibt wird der Begriff um Worte wie lustig, süß, spielen und kitzeln ergänzt. Wer Katzenbabys doof findet spinnt. Das gilt auch im übertragenen Sinn. Und ja, das gehört in diese Pinkwatch, weil ich hier nämlich anschließend im übertragenen Sinn Katzenbabys verhauen muss. Und zwar die Katzenbabys von Axe. Wir erinnern uns. Axe, das ist die Marke von Unilever, die schon seit Jahrzehnten ihre Gerüche mit Sexismus verkauft. Früher wurden angebliche Eunuchen stimmlich tiefer gelegt

und bis vor kurzem ließ man Astronauten den Verkehr regeln. Dann kam Äks Matschuar. Rotstichige, klar erwachsene Frauen, die immer noch Trophäen waren aber auch was sagen durften. Na Hurra aber auch! Und jetzt das: Weltfrieden! Ganz richtig gehört. DER Weltfrieden.

Quasi hundert Katzenbabys auf einen Haufen, die alle gähnen, übereinander fallen oder ihren putzigen Schwanz haschen. Awwww! Was soll man schon dagegen sagen? Zumal es Axe ja auch noch ernst damit zu sein scheint,
http://www.youtube.com/watch?v=EYSOeijR9yQ

da sie sich mit der Organisation Peace One Day zusammen getan haben.

Man wird sich doch nicht ernsthaft gegen den Weltfrieden aussprechen können. Das wäre ja vollkommen verrückt … wird sich auch Axe gedacht und nicht zuletzt deshalb diese Kampagne ins Leben gerufen haben. Wer moniert schon rückständige Frauenbilder und fehlende Soldatinnen, wenn es um etwas so viel Wichtigeres geht? Wer will sich an den seltsam militarisierten, heteronormativen Plakatwelten stören, wenn die Botschaft doch eine ganz andere ist: „Axe ging es immer darum, Menschen zusammen zu bringen.“

Und ich hätte schwören können, dass es ihnen darum geht, ihre Produkte an Menschen zu verkaufen, die durch die zwanghafte Fixierung auf Rollenklischees adressierbar bleiben sollen. Aber ich bin ja auch gemein zu Katzenbabys.

Nils Pickert