Ein Sternchen macht Karriere

Ziemlich klein, aber trotzdem von großer Bedeutung: Das Gendersternchen ist als Anglizismus des Jahres ausgezeichnet worden. Die Jury um den Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch würdigt damit unter anderem den Umstand, dass die Verwendungshäufigkeit des Wortes Gendersternchen 2018 stark zugenommen hat. Wohl wissend, dass nicht in allen Texten, in der der Begriff Verwendung findet, tatsächlich auch mit einem * gegendert, sondern eben auch kritisiert, polemisiert oder lächerlich gemacht wird. Gelegentlich hält man die Atempause, die das Gendersternchen bei der Aussprache hinterlässt, auch einfach für eine Störung. So zeigte sich der Autor Jochen König ziemlich überrascht davon, dass sein Gendergap in einem Interview mit Deutschlandfunk Nova nachträglich herausgeschnitten wurde.

Deutschlandfunk Nova nahm die Kritik an, produzierte den entsprechenden Podcast neu, entschuldigte sich und forschte nach, was genau eigentlich passiert war.

Das zeigt, dass der Begriff Gendersternchen eine steile Karriere hingelegt hat und auch das tatsächliche Zeichen sich immer häufiger in den sprachlichen Gebrauch schleicht. Es zeigt aber auch, wie weit wir tatschächlich noch von einer umfassend geschlechtergerechten Sprache entfernt sind und wie hart um die besten Optionen gerungen wird.

Denn der eigentliche Asterisk, den Kritiker*innen (Guck, da sitzt er doch gut) als Schandfleck der Sprache betrachten, weil er angeblich einfache Dinge verkompliziert, ist längst nicht angekommen – die Debatte aber schon. Und auch ein wachsendes Gespür dafür, dass wir mit Mann, Frau und generisches Maskulinum sprachlich nicht alles und alle abbilden und uns bislang zu wenig darum bemühen.

+++ In unserem aktuellen Newsletter ist uns ein grober Fehler unterlaufen: Kurz vor Redaktionsschluss wurde Stevie der „Anglizismus des Jahres“ als Negativpreis übermittelt. Da hätten wir Nachfragen sollen, aber wie immer fehlte die Zeit. Wir bitten um Entschuldigung! +++