Einen Schritt vor, zwei Schritte zurück – das Tchibotänzchen

Ach, Tchibo! Was sollen wir nur mit euch machen? Zuerst wolltet ihr gar nicht mit uns sprechen, weil ihr uns irgendwie überflüssig fandet und nicht verstanden habt. Als wir anschließend mit dem Finger auf die Tatsache gezeigt haben, dass bei euch immer nur Frauen und Mädchen zu putzen haben, während Jungen in Astronautenbettwäsche schlafen, ist euch allerdings doch ein bisschen mulmig geworden. Was folgte war ein intensiver Austausch über Geschlechterbilder, Vielfalt, das Anrecht auf eine Rosa-Phase für alle und die Verkaufsmöglichkeit von Produkten, für die kein Gender-Marketing betrieben wird. Dann habt ihr uns und vielen anderen ein Weihnachtsgeschenk gemacht, über das wir uns sehr gefreut haben. Darüber, dass Kinder mal nicht nach Kleidung

oder Spielzeug

getrennt werden, sondern ohne dauerpräsente Geschlechterpolizei zusammen sein können.

Seitdem wirkt ihr ein bisschen durcheinander. Mal steckt ihr ein Model in eure Unterwäsche, das erfrischenderweise nicht den üblichen Schlankheitsnormierungszwängen entspricht (Hurra! Ernsthaft: Hurra!).

Mal packt ihr pinke Brotdosen für Girls in die Auslagen – und blaue gleich darunter.

Und während eure Pressestelle noch versichert, dass man sich zwar nicht die Farben sparen sollte (Warum auch?!), aber womöglich die Zuschreibung (Ding, ding, ding, ding, ding!),

dürfen auf eurer Webseite nur Mädchen süss

und nur Jungen lässig sein.

„Tolle Looks für Mädchen“ versus „Coole Mode für kleine Kerle“. Euer rosa Hochbett wird zum „Prinzessinnenschloss“ – für Jungs mit entsprechender Farbvorliebe habt ihr leider kein(e) Herz(chen).

Schade. Wirklich schade, weil ihr euch in vielen Dingen echt bewegt und Mühe gegeben habt. Deswegen haben wir euch diese Pinkwatch spendiert und darauf verzichtet, es uns mit einem Pffft, mal wieder ne pinke Mädchenbrotdose leicht zu machen. Und deshalb bitten wir euch, es euch auch nicht leicht zu machen. Wir wissen, dass das anstrengend ist. Wir wissen aber auch, dass ihr mehr drauf habt. Also nicht nachlassen, nicht abschlaffen, nicht wieder in die muffige Klischeehöhle zurückkriechen. Die ist sowieso vollkommen überfüllt.

Lieber mehr Vielfalt wagen.