Endlich Barbara auf den Küchentisch legen

Nein, der Spruch ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern entstammt dem Editorial von Barbara Schöneberger höchstselbst. Ein bisschen anbiedernde Anzüglichkeit muss scheinbar sein. Darüber hinaus macht „Barbara“ jedoch einen sehr aufgeräumten, frischen Eindruck, der sich nicht nur dadurch auszeichnet, welche Themen wie angegangen werden, sondern eben auch dadurch, was man nicht thematisieren will.

Wir erinnern uns: Frauenzeitschriften, das sind doch zumeist die Magazine, die wie eine Mischung aus Motivationsseminar und eiskalter Abrechnung daherkommen. Morgen fängt dein neues Leben an, du schaffst es, komm, du brauchst den Typen doch überhaupt nicht! versus Was hast du nur aus deinem Leben gemacht, wie siehst du überhaupt aus und wie willst du eigentlich deinen Typen halten, hmm?

Die durchschnittliche Frauenzeitschrift wirkt nicht nur persönlichkeitsgespalten sondern auch persönlichkeitsspaltend. „Barbara“ will anders sein und macht dabei vieles richtig, weil sie sich großflächig dem Prinzip „Teile und Herrsche“ (oder in diesem Fall besser „Verstöre und Verkaufe“) entzieht.

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„Barbara“ will nicht durchschnittlich sein, sondern den Durschnitt abbilden, ohne ihn dabei ständig kritisch zu beäugen. Wann kriegen Frauen eigentlich graue Haare und kaufen sich die erste Immobilie? Liegt es wirklich an der späten Familienplanung, dass das Alter für einen Immobilienkauf stetig ansteigt, oder nicht doch eher, „weil es arschteuer ist“.

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Die „Mode“ und „Beauty“ Bereich nehmen zusammengenommen nicht so viel Platz ein wie „Leben“. Die „Food“ Abteilung kommt ohne „Hunger dir das gefälligst wieder runter!“ Anweisungen daher. Überhaupt ist viel verhandelbar: Botox, Sex, Familienstatus – dazu muss „Barbara“ nicht das letzte Wort haben. Darüber reden reicht.

Also die Revolution der Frauenzeitschrift? Nein, das nun auch wieder nicht. Wie Frau ihr Fahrrad repariert oder mit ihrer besten Freundin ihre Lieblingskommode abschleift, erfährt man hier nicht. Auch „Barbara“ will Frauen sehr, sehr viele Produkte verkaufen. Und auch für diese Zeitschrift gilt das Diktat der Anzeigenkund*innen – auch wenn sie wohl etwas umsichtiger ausgewählt wurden. Aber so umsichtig dann doch wieder nicht.

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Fazit: „Barbara“ erfindet das Rad nicht neu, liest sich aber für 3,80 € besser als viele andere Frauenzeitschriften. Könnte und müsste natürlich noch viel diverser daherkommen. Aber um das umzusetzen, müssen wir wohl ein eigenes Magazin machen. Steht das nicht auch irgendwo auf der Do-To-Liste? Mal Stevie fragen.

Nils Pickert