NINA PURI Kreativdirektorin, Texterin, Autorin Präsidentin des Deutschen Werbefilmpreises 2021 Jurymitglied Pinker Pudel Jurorin Art Directors‘ Club (ADC) » Bei Sexismus in der Werbung denkt man erstmal an Lieferwagen, auf denen halbnackte Frauen zum Rohrputzen einladen. Aber Se- xismus ist auch, wenn Frauen ausschließlich Frauenzeug machen: Schulbrote schmieren, sich schminken, Yogamatten herumtragen, Beziehungspflege. Und Männer nur Männerzeug: Fleischberge gril- len, Technik programmieren, Autos fahren, Karriere. Sexismus ist die ironische Verdrehung, wenn ein trotteliger Mann mit Berlin-Mit- te-Bart die Kochwäsche verfärbt. Sexismus ist, wenn Frauen, die irgendwas auf die Kette kriegen, gleich ›starke Frauen‹ heißen müs- sen, als wäre Stärke was ganz frauenuntypisches. Sexismus ist, wenn es blaue Socken und Smarties für Jungs gibt und rosafarbene für Mädchen. Sexismus ist, wenn Männer gemeint und Frauen mit- gemeint sind. Sexismus ist, wenn es Frauen fast nur in jung und dünn gibt. Sexismus ist, wenn Assistenten weibliche Namen haben (Siri, Alexa ...) und Spezialisten männliche (Watson, Jarvis...). Sexis- mus ist manchmal auch, wenn es ›aber doch voll lustig ist, mach dich mal locker‹. Und es kann auch Sexismus sein, wenn es von einer Frau gemacht wurde oder eine Frau sagt: ›Wo ist das denn bitte sexistisch?‹. Sexismus ist kompliziert, und leider ist die Wer- bebranche oft weit entfernt davon, so ›woke‹ zu sein, wie sie das von sich glaubt. Deshalb und auch weil ich an den Satz ›You can only be what you can see‹ glaube, will ich mit dafür sorgen, dass Menschen nicht nur ein Klischee aus den 60ern sehen, sondern eine für alle Geschlechter wünschenswerte Wirklichkeit.«