Frauen als Trostpflaster

Ein neues Jahr für Pinkstinks und es ist wieder einmal Zeit, sich mit Werbung für Unterwäsche zu beschäftigen. Das tun wir gezwungenermaßen ziemlich häufig. Nicht etwa weil wir grundsätzlich körperfeindlich wären oder sich uns der Produktbezug in der Darstellung von seminackten Menschen zu der zu bewerbenden Unterwäsche nicht erschließen würde, sondern weil Werber*innen jenseits dieser Darstellung andere Mittel und Wege finden müssen, um Aufmerksamkeit zu generieren. Denn was bei Teppichen oder Computerspielen mit Zombies

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als Blickfang funktioniert, ist bei Unterwäsche noch lange kein Aufreger. Während man in der Werbung für so ziemlich jedes Produkt Wirkung erzielen kann, indem man die alte „Sex sells“ Karte spielt, muss sich Unterwäschewerbung etwas anderes einfallen lassen, um aufzufallen.

Also versucht man es mit immer noch normschöneren Körpern und immer mehr Blicken und Gesten von Frauen, die sexuelle Verfügbarkeit signalisieren sollen. Und man versucht es mit Humor. Das Label Blush tut sich diesbezüglich zusammen mit der Werbeagentur Glow seit einiger Zeit besonders hervor, indem sie auf aktuelle Ereignisse anspielen und/oder sich dabei auf Prominente beziehen.

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Nun greift Blush das Pegida Phänomen auf und positioniert sich dagegen.

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Und während das Label dafür von manch einem bei der Welt und der BZ gefeiert wird, weil „ein schöner Körper in schönen Dessous, und schon geht es einem besser“ gelte und weil es „witzig-kreativer Protest“ sei, haben wir ein echtes Problem damit. Nicht mit Witz und Kreativität. Auch nicht mit Dessous und (Semi)nacktheit. Und schon gar nicht mit Menschen, die sich gegen Pegida positionieren. Aber mit der Art und Weise wie hier Frauen zu Trostobjekten herabgesetzt werden.

Frauen sind keine Zuckerstückchen, die man politisch frustrierten/ver(w)irrten Männern anbietet, damit sie sich wieder einkriegen. Sie sind auch keine Stimmungsaufheller, Antidepressiva oder Belohnungen für Meinungswechsel oder geleistete Dienste. Letzte Woche haben wir die Leute von Blush gefragt, ob ihnen der Begriff „Trostfrau“ geläufig ist und wie sie ihre Kampagne in diesem Zusammenhang bewerten würden. Gerne hätten wir euch heute die Antwort präsentiert, aber sie steht noch aus.

Vielleicht bekommen wir sie ja noch.

Nils Pickert