Frauen und Politik, ne?!

OK, der Wahlkampf ist wirklich nicht der spannendste aller Zeiten. Angela Merkel hält sich wieder an ihre erfolgreiche Taktik, dem Kontrahenten im richtigen Moment den Rücken zuzuwenden und zu behaupten, er stünde in dieser Sache hinter ihr. Und Martin Schulz hat viel zu spät begriffen, dass er nicht bereits Bundeskanzler ist und sich daher mehr darum bemühen müsste, neue Stimmen zu gewinnen als schon vorhandene zu verteidigen. Trotzdem geht es um Einiges. Um nicht zu sagen ums Ganze.

Mit der AfD schickt sich eine Partei an, zweistellig in den Bundestag einzuziehen, deren Spitzenkandidat Alexander Gauland zwar alt genug ist, um es besser zu wissen, aber trotzdem gerne stolz auf die deutsche Wehrmacht sein möchte. Weil die ja so sauber und überhaupt nur soldatisch war und dieser Unfug nicht schon vor Jahrzehnten im Detail widerlegt worden ist. Aber es ist eben mal wieder so weit: Engstirniger Rassismus wird als „unbequemes Format“ und „endlich sagt’s mal einer“ gefeiert. In einer Zeit, in der politische Kräfte in Deutschland erneut unter Applaus gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit als Markenkern definieren, könnte man meinen, dass der demokratische Bekundung des politischen Willens große Bedeutung zukommt.

Oder halt nicht. Oder man ist das Unterwäschelabel Bruno Banani und „möchte die Deutschen zur Stimmabgabe bei der Bundestagswahl motivieren“, weil man hofft, „auch möglichst viele von denen zu erreichen, die das Privileg, eine Wahl zu haben, bisher nicht erkannt haben und nicht beabsichtigten, ihr Kreuz zu setzen“*.

* dass irgendjemand in diesem superöden, ellenlangen Wahlkampfzirkus endlich auch mal an Unterwäsche kaufen denkt.

Hat die Leute zwar jetzt nicht sooo vom Hocker gerissen,

aber ist ja nicht so schlimm. Nicht so schlimm jedenfalls wie das, was die Konkurrenz veranstaltet hat. Das Unterwäschelabel Mey legt nämlich noch ne Schippe drauf. Da sind es nicht wie bei Bruno Banani jeweils vier männliche und vier weibliche Models, sondern nur Frauen, die mit „Bundes-BH“, sowie „Charme und Wortwitz“ knackige Slogans verbreiten.

„Keine Obergrenze für Oberweite“, jahaaa. So sieht es nämlich aus. Schön, dass Jung von Matt hier „so manchem Politikverdrossenen ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern“. Dafür sind Frauen ja auch da. Nicht für Politik und so Zeug. Und überhaupt: Alles nur Spaß. So wird man ja wohl noch werben dürfen.

Darf man. Ist zwar bei Bruno Banani einfältig und kontraproduktiv und bei Mey obendrein noch zynisch, geschmacklos und im sexistischen Grenzbereich, aber schließlich auch nicht so wichtig. Geht ja nur um den Schutz von Minderheiten und die Reproduktionsrechte von Frauen. Darum atomkraftbegeisterten, verschwörungstheoretisierenden Klimawandelleugnern keinen Fußbreit nachzugeben. Sonst können wir uns nämlich bald auf Wehrpflicht, Frühmilitarisierung, einen Tag des Heimatschutzes und andere AfD Gassenhauer freuen.

Ob uns dann noch „zum Schmunzeln“ ist, darf bezweifelt werden.
In der echten Welt, zu der sich Werbetreibende zu diesem Zeitpunkt ruhig mal verhalten könnten, haben Frauen* übrigens längst Banden gebildet und sind gegen den Rechtsruck durch die AfD aufgestanden.

Und wir bitten euch an dieser Stelle, das am kommenden Sonntag auch zu tun.

Euer Pinkstinks Team