Frauen und Sport

 

Was ein richtiges Mädchen beziehungsweise Frau ist, bekommt man ja heutzutage bei jeder sich bietenden Gelegenheit gesagt. Vor ein paar Tagen hat sich die britische Sportministerin in dieser Sache geäußert und die Welt wissen lassen, dass frau sich bei sportlicher Betätigung nicht zwingend unweiblich fühlen muss. Beim Ballett, Cheerleading und Rollschuhlaufen könne sie wunderschön und weiblich aussehen.

Wunderschön und weiblich – darum soll es also beim Sport gehen. Nicht etwa um Fitness, Gesundheit, Wettkampf, Erfolgserlebnisse oder Spaß. Vorrangig hat es sich im Sport darum zu drehen, dass Frauen und Mädchen für die Umwelt noch als solche identifizierbar sind, und nicht etwa durch Muskelmasse, überragende Leistung oder Zweikampfstärke unweiblich wirken. Die fragwürdigen Kommentare von Helen Grant stellen diesbezüglich jedoch nur die Spitze des Eisberges dar. Die Werbung hat dieses Phänomen längst aufgegriffen und stellt ihre Vorstellung von Weiblichkeit nonchalant über die sportliche Betätigung.
http://www.youtube.com/watch?v=B-ysW-h8vXk
So ein Wettrennen ist ja im Grunde auch nichts für Frauen!? In der wirklichen Welt lassen sich selbst diese Werbephantasien noch steigern. Die letztjährige Gewinnerin des Tennisturniers in Wimbledon, Marion Bartolli, sah sich nach ihrem Sieg einer derartigen Diskreditierung ihrer sportlichen Leistung durch abfällige Bemerkungen zu ihrem Aussehen ausgesetzt, dass sie für ihre Reaktion auf diese Frechheiten eigentlich noch einen Preis verdient hätte: „Habe ich davon geträumt, einen Modelvertrag zu bekommen? Nein, tut mir leid. Aber habe ich davon geträumt, Wimbledon zu gewinnen? Ja, auf jeden Fall!“

Aber so wie Bartolli sehen es eben nicht alle. Auch nicht das Cosmopolitan Magazin, dass über die US-amerikanische Skirennfahrerin Julia Mancuso twitterte: „Sie kam als Vierte rein, aber Julia Mancusos Hintern ist immer noch Nummer 1!“

Frauen und Sport, eben…? Nein, Cosmo, da geht noch viel mehr.

Nils Pickert