Ich sitze in einem Hamburger Cafe und bekomme keine Luft. Vom Lachen habe ich einen Krampf in den Wangenmuskeln und meine unaufhaltsam strömenden Tränen haben aus meinem Gesicht das eines Pandabären gemacht.
Rike Drust sitzt sehr aufgeregt auf der Theke des Cafés und liest aus ihrem brandneuen Buch Muttergefühle. Zwei.
Wir sind in Hamburg: Der Rest der Besucher*innen kichert etwas gesitteter, dafür gibt es nach jedem Kapitel einen Fußtrommel-Klatsch-Wirbel, der beeindruckt. Aus Rike Drust kommt so viel Wortzauber, dass aus dem Buch nur ein Erfolg werden kann – genau wie aus dem Vorgänger.
Hauptsächlich, weil sie uns Eltern den Spiegel vorhält: Durch ihre urkomisch trockene Ruhe in allen absurden Kinderdingen hören wir gleichzeitig, wie unfassbar unnötig wir uns ständig aufregen. Zum Beispiel, wenn das Kind nicht isst, was wir über eine Stunde liebevoll für die Familie geköchelt haben. Wir merken durch ihre wutentbrannte Erzählung, wie bescheuert es ist, wenn die Kreissaalbeleuchtung von hellblau auf rosa wechseln kann, je nach Geschlecht des Babys, das erwartet wird. Und wir erleben noch einmal die Unmöglichkeit, alle paar Sekunden von irgendeinem Kind geweckt zu werden und dabei seelenruhig zu bleiben. Drust tut das auf eine Art, die unsere elterliche Verzweiflung ernst nimmt und uns trotzdem ein mutmachendes Lachen an die Hand gibt. Und mehr: Sie erinnert auch die älteren Eltern daran, was für ein Zauber in diesen Wesen steckt, auch wenn wir sie in Pubertätszeiten gerne mal an die Wand klatschen möchten.
Darüber hinaus, wenn man zwischendurch den Lachflash eindämmen kann, überzeugt Drust mit klaren Analysen über die Schwierigkeiten der geschlechtergerechten Elternschaft. Sie legt den Finger in die Wunde: Aus privilegierten Jungs werden privilegierte Väter, die trotzdem reflektieren und sich ändern können. Alleine, um diese Kapitel seinem Mann / Vater der Kinder vorzulegen lohnt es sich, das Buch zu kaufen.
Rike Drust lacht in ihrem Buch auf eine herrlich trockene Art auch schallend über sich selbst, verpackt darin aber so viel buddhistische Weisheit, dass man aus so einer Lesung heraus kommt wie aus einer Tiefenmeditation: Ich werde mich nie wieder von Elternratgebern stressen lassen und ab heute dürfen unsere Kinder nur noch weißen Reis essen, wenn sie es wollen. Zitat Rust: „Whattse Facko!“
Unbedingt lesen, prusten, freuen.
Muttergefühle. Zwei – Neues Kind, neues Glück erschienen im C. Bertelsmann Verlag. 304 Seiten, 15 €.