Mit den unsäglichen Pinky Gloves ist das Thema glücklicherweise mal wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt: Es werden immer noch zu viele Produkte gegendert, um Geld zu machen.

Geile Sachen nur für Frauen

Mit den unsäglichen Pinky Gloves ist das Thema glücklicherweise mal wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt: Es werden immer noch zu viele Produkte gegendert, um Geld zu machen. Was damit einhergeht: Ein Identifikationszwang, bei dem Menschen glauben, durch Konsum ihr Geschlecht belegen zu müssen. (= So bin ich „richtig“ Frau!) Überspitzt gesagt: Produkte werden gegendert, um Menschen für dumm zu verkaufen. Um ihnen zu vermitteln, wie albern, lächerlich und peinlich sie und ihre Bedürfnisse sind. (= Du willst einen blutigen Tampon mit den bloßen Händen anfassen? Bist du verrückt?) Mit Pinky Gloves tun das zwei Dudes und ein Investor, die Menstruieren anscheinend so unerfreulich und ekelhaft finden, dass sie ein seit Jahren verfügbares Allerweltsprodukt (Einweghandschuh, ca. 10 cent) pinkifizieren, das zum neuen heißen Scheiß für Frauen erklären und sich dafür gegenseitig feiern. („Wir sind genial!“)
Aber gerade Frauen sollten da einfach drüber stehen, ist die gesellschaftliche Gesamthaltung. („So was kann doch mal passieren. Och komm, lächelt doch mal!“)

Ein weit verbreitetes Gendermarketing stimmt im Chor mit ein: Na los, macht schon. Dann seht ihr gleich viel besser aus. Wenn es nicht klappt, könnt ihr ja ein bisschen üben.

Einfach den ganzen Sexismus weglächeln!

Gut, eure ganze Situation ist natürlich nicht so schön: Pay Gap, Care Gap, Femizide, Sexismus – das ist alles andere als erfreulich. Ziemlich K*cke, eigentlich. Aber wisst ihr was? Frau kann sich jetzt ihre dazu passenden Emoji-Kissen wenigstens in einer ansprechenden Farbe kaufen!

Andererseits könnte man dabei auf die Idee kommen, dass Frauen Körperfunktionen haben und das sollte um jeden Preis vermieden werden.

Denn Frauen dürfen, sollten, müssen „ihren Klobesuch zu einer wohl duftenden Angelegenheit machen“.
Sowieso: Frauenkörper gehören optimiert. Da ist es doch gut zu wissen, dass nach einem langen Tag ein Brustkissen auf dich wartet, damit du dir keine unerfreulichen Falten ins Dekolleté legst – wegen Seitenschlafen oder „Brustdruck“.

Bei all diesen Produkten geht es nicht darum, eine Ziegruppe zu finden, sondern durch Druckausübung, Pinkifizierung und Gendermarketing eine Zielgruppe zu erschaffen. Frauen haben kein angeborenen Bedürfnis danach, dass ihre Fäkalien möglichst unauffällig riechen. Sie werden vielmehr zu Gefälligkeit für Männer angehalten. Sie sollen „richtig essen“ aber niemals zunehmen. Natürlich aber faltenfrei.

Und selbstverständlich – Wink mit dem pinken Handschuh – störungsfrei, unauffällig, geruchlos und bloß nicht männerverängstigend menstruieren.
Also immer schön lächeln, liebe Frauen! Und an die Herren: Lächeln ist auch für euch eine Option, klar. Aber dann bitte mit dem eigenen, speziell für euch designten Produkt. Nicht, dass sich da noch was vermischt und ihr wie ein Mädchen lächelt.

Unsinniger kann es eigentlich nicht werden. Und es wäre lustig, wenn es nicht so traurig – und im Sinne von Pinkifizierung – gefährlich für Frauen wäre. Denn auch Körperscham, Körperdysmorphie und geringes Selbstbewusstsein ist Frauen nicht angeboren, sondern anerzogen. Wie viel Medien und Werbung Anteil daran tragen, hat das IZI schon 2015 belegt. Wenn sich also manche fragen, warum #pinkygate so eine Welle losgetreten hat: Weil sich hier etwas entladen hat, was nicht einem einzigen pinken Handschuh gilt – sondern einer gesamten Industrie, die Frauen seit Jahrzehnten klein und niedlich halten will. Und der Widerstand wächst, denn: Die Zeiten gendern sich. Zum Glück!

Bildquelle: Unsplash

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