Vor ein paar Wochen haben wir euch auf die Plattform Mein Testgelände aufmerksam gemacht, die ganz wunderbar zeigt, dass an all dem Gejammere über das ewige Rumgehänge von Jugendlichen nicht so viel dran sein kann. Gerade über Jungen wird ja gerne (zum Beispiel in der Zeit von Harald Martenstein) erzählt, dass die nach dem Abitur überhaupt nichts auf die Reihe bekommen, weil sie ihre bleichen, vom stundenlangen Computerspielen ermatteten Körper gar nicht aus ihren hermetisch abgedunkelten Zimmern kriegen können oder wollen. Außer ihrem Teamspeaker haben diese Jungen angeblich noch nie etwas repariert, ihre Ernährung überlassen sie dem Zufall (sprich den Bestellmöglichkeiten oder der Restmüsliauswahl) und auf Sonnenlicht vor 14 Uhr sollen sie ähnlich reagieren wie Vampire. Laut Martenstein und anderen würde da nur eine „Bürgerinitiative ‚Väter von Jungs für die Wiedereinführung der Wehrpflicht‘“ helfen, weil Jungen einfach „keine Energie“ mehr hätten und irgendwie inzwischen eine „Lost Generation“ wären.
Aber wie es eben immer so ist – wer seine Ausführungen über bestimmte Gruppen mit der Floskel „… sind nun einmal so“ begründet, kann eigentlich nur danebenliegen: Mädchen sind nun einmal nur an Verschönerungen interessiert und Jungen an Computerspielen. Frauen können nun einmal nicht Einparken und Männer nicht das Buntwäscheprogramm finden. Und Pinkstinks ist überhaupt nicht feministisch, weil der Verein vorrangig Männer einstellt. So oder so ähnlich. Wird schon stimmen.
Es könnte doch aber auch ganz anders sein. Vielleicht sind es ja auch und gerade so angeblich desinteressierte Jungen gewesen, die gemeinsam mit Mädchen mit dem Geländetest, der vom 4.-8. August in der Hagen stattfinden wird, ein Programm auf die Beine gestellt haben, um andere Jugendliche zu motivieren, wieder mal rauszugehen. Oder der verschissene Sexismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, zu dessen Lösung jede und jeder wenn möglich etwas beitragen sollte. Hier ist eine grandiose Möglichkeit für Jugendliche aller Geschlechter, gemeinsam zu parcouren, Flashmob-Techniken zu erlernen, Theater zu spielen oder Videos zu drehen, und sich nebenbei über Stereotype hinweg zu setzen, über Sexismus zu diskutieren, sich zu politisieren und vieles mehr – ganz nach Programm von „Mein Testgelände“. Das freut uns – und wir hoffen auf große Beteiligung. Achtung: Es sind noch Plätze frei! An alle Jugendsozialarbeiter*innen weitersagen!
Nils Pickert
PS: Pinkstinks stellt natürlich nicht vorrangig Männer ein, auch wenn der Mythos auf Twitter gerade die Runde macht. Wir haben nur keine Frau gefunden, die als ähnlich qualifizierte Fundraiserin und Programmiererin mit NGO-Erfahrung für so wenig Geld arbeiten wollte. Und Jacob war Feminist. So einfach war das.
Ich bin auch nicht angestellt, sondern arbeite auf Rechnung, um Pinkstinks zu entlasten. Frauen, die auch auf Rechnung von Pinkstinks bezahlt werden, sind z.B. Blanca Fernandez und Jenny Harbauer. Hinschauen, wir sind transparent. Danke.