Glücksstreiche sehen anders aus

Die Zigarettenmarke Lucky Strike sieht gerade furchtbar altbacken, traurig und gestrig aus. Geht es der Marke so schlecht, dass sie auf den „True Fruits“-Zug aufspringen müssen – dabei aber viel schlechter gemacht? Vor allem: Alles schon dagewesen.

Bildergebnis für lucky strike werbung

Der Deutsche Werberat könnte jetzt tätig werden, weil seine eigenen Kriterien das aktuell hängende Motiv als sexistisch kritisieren könnten. Aber sicher ist das nicht. Vielleicht haben sie Britisch American Tobacco / Lucky Strike schon kontaktiert und ihnen gesagt, dass die Kampagne nicht so klug war, sie die aber auslaufen lassen können, die hängt ja „eh nur“ eine Woche. (So viel zu den Möglichkeiten des Deutschen Werberats und der Nachhaltigkeit seiner Tätigkeiten).

Aber was sagen wir? Sexistisch oder nicht?

Ja, auf jeden Fall sexistisch, denn der Spruch funktioniert nur, weil er auf das Aufreißen von Frauen verweist. Sonst wäre er nicht witzig. Und den Slogan „Aufreissen. Anmachen. Die Neue im Laden.“ mit einer gebrauchten oder aufgerissenen Schachtel zu kombinieren ist eine klare Objektgleichsetzung von Frauen und eben, Schachteln. „Schachtel“ (oho so lustig! Augenzwinkern, bitte!) passt dann wieder zu dem so häufig genutzten Witz von der Neuen und der Alten in der Werbung.

Und nun? Da wir einige Einreichungen aus Hamburg haben, wo wir sitzen:

Soll die Stadt Hamburg ein Verbot gegen sexistische Werbung erlassen? Dazu sprach ich neulich in einer öffentlichen Anhörung des Senats. Müsste die Stadt Hamburg sich entscheiden zwischen a) Verbot sexistischer Werbung auf Stadt-eigenen Flächen und b) Sensibilisierungskampagnen für geschlechtergerechte Werbung für Wirtschaft, Handel, Handwerk und allgemeine Bevölkerung, würden wir Version b) empfehlen. Warum? Weil es kaum noch juristisch definierte, sexistische Werbung auf großen Flächen gibt, aber viel Werbung, die nervt und besser sein könnte. Hier haben wir wieder ein Beispiel, das bei Richter*innen schnell in der Grauzone landen könnte, beim Deutschen Werberat sowieso. Dabei ist denen, die sich damit beschäftigen, längst klar: Kommt, Leute, wir haben 2020. Nutzt euren coolen Markennamen für richtig geilen Werbetextwitz und spielt uns gerne einen Streich. Aber einen geglückten, der den Zeitgeist trifft – und nicht auf 1966.

Bildergebnis für die alte und die neue werbung

Denn diese Geschlechterrollen sollten längst überholt sein. Danke!