Gudrun Herold wurde 1971 in Berlin als Tochter eines Musikers geboren. Ihre Mutter hatte in der Schwangerschaft Lenothan verschrieben bekommen, was – wie Contagan – das Wachstum des Embryos stoppen kann: Gudrun kam mit verkürzten Vorderfüßen auf die Welt. Als Kind war ihr größter Traum, zu tanzen, aber ihre Eltern sahen in ihr eine Musikerin.
Als diese arbeitete sie auch nach dem Abitur, bis sie nach der Geburt ihrer Tochter ihrer Sehnsucht nach Körperarbeit nachging und eine Ausbildung zur Shiatsu-Therapeutin machte. Kurz darauf ging sie mit Mann und Kind auf Weltreise, in Neuseeland blieben sie drei Jahre „hängen“ – ihre Shiatsu-und-Thai-Massagen-Praxis lief hervorragend.
In Christchurch kam sie mit dem American Tribal Style Bellydance in Berührung und fing an, dreimal die Woche abends zu trainieren. ATS ist eine zeitgenössische Variation des Orientalischen Tanzes, es geht um das gleichberechtigte Miteinander der Frauen, der „Tribe“ steht im Vordergrund. Die Frau wird nicht als Animierpüppchen zum Objekt gemacht, sondern steht in ihrer vollen Würde, Schönheit und Kraft. Ein Kindheitstraum wurde wahr, sie schien „ihren“ Tanz gefunden zu haben. Obwohl viele Bewegungen am Anfang unmöglich schienen, trainierte sie ihre Füße, bis diese sie stabil hielten. Zurück in Deutschland zertifizierte sie sich und ist heute eine Europa-weit anerkannte ATS Tanzlehrerin. 2008 gründete sie ihre eigene Kompagnie („Tribe“) Devadasi Caravan. Gudrun bereist als Dozentin ganz Deutschland und Teile Frankreichs, die meisten Kurse gibt sie in Baden-Württemberg und Strasbourg.
Gudrun setzt sich auch ehrenamtlich im Frauen- und Mädchen-Gesundheitszentrum in Offenburg ein. Wirklich angekommen – auf gar nicht mehr wackeligen Füßen und in ihrer vollen Kraft: Das ist das Glück, dass sie in ihrer Arbeit weitergeben möchte.