Harald Martenstein und Genderforschung

 

„Mädchen und Jungen möchten einfach ihre Identität finden“, ist Urgestein Martensteins Wort zum Donnerstag. Im Zeitmagazin schreibt er mit einer Selbstgefälligkeit, als könne er einfach bei allen Themen dieser Erde mitreden. Man müsse „der Natur ihren Lauf“ lassen, und sich nicht über das rosa Ü-Ei aufregen. Als Alternative zum „Natürlichen“ planen Genderforscher wohl ein „Einheitsgender“, was doch „total langweilig“ sei.
Oh, wie groß und stark du bist, Harald! Jetzt lieben dich diejenigen anderen älteren Herren, die genüsslich DIE ZEIT lesen und jetzt sehr zufrieden mit dir sind. Endlich macht hier mal jemand eine Ansage!

Deine Oma hätte zwar nicht Judith Butler gelesen, dir aber trotzdem Puppen geschenkt, und dennoch wäre aus dir ein ordentlicher Macho geworden. Schade, dass du nicht Judith Butler gelesen hast (zum Adorno-Preis hast du dich sicherlich trotzdem irgendwo geäußert…). Sie hätte dir nämlich erklärt, dass es um die Gesamtkultur geht, in der man aufwächst, nicht um ein paar einzelne Puppen im Haushalt Martenstein. Hochhaushohe Ü-Ei Plakate, auf denen strichdünne und übersexualisierte Feen kleben, sind Produkte eben jener Kultur, an denen Größen wie du mitarbeiten. Es macht ja nichts, dass die Quote in Deutschland gerade gescheitert ist. Bei so wenig Respekt vor Frauen auch nicht verwunderlich. Eben: „natürlich“, richtig?

Falls du doch noch Butler verstehen möchtest: Du bist herzlich eingeladen, ins Hamburger Rathaus, am Donnerstag um 19h im Bürgersaal. Wir erkären das mit der Kultur, Butler und den Ü-Eiern, den Statistiken zu Essstörungen und Körperdysmorphien noch mal ganz langsam. Extra für Menschen wie dich.