Heidi gucken

 

Ich muss an dieser Stelle mal ein Geständnis ablegen: Die 10. Staffel von Germany’s Next Topmodel ist die erste, die ich mir konsequent anschaue. Ich verfolge sogar, was in den sozialen Medien dazu gepostet wird. Das ist zwar alles andere als spaßig, aber wenn wir Heidiwatch sagen, dann müssen wir Heidi eben auch gucken – auch wenn jede einzelne Folge unfassbar redundant ist und beinahe jede Szene mit diesen nervigen Musikschnipseln unterlegt wird (Der Fairness halber: das machen andere auch). Hinzu kommen die ständige Abwertung (Wenn junge Frauen sich nicht sicher in High Heels bewegen können, müssen sie betrunken sein), der Rassismus (Brasilianerinnen MÜSSEN tanzen können) und der Zwang zur Normschönheit. Das alles ist ganz offen Teil des Showkonzepts und eigentlich kaum zu übersehen. Trotzdem erinnere ich mich, dass ich vor meiner Zeit bei Pinkstinks diese Dinge bis zu einem gewissen Grad ignorieren konnte. Nicht nur die Sendung an sich, sondern auch die Dauerpräsenz von sexistischer Werbung auf allen Ebenen. Mittlerweile ist das allerdings nicht mehr möglich. Gemeinsam mit Stevie kämpfe ich mich jeden Tag durch immer noch frauenverachtendere Bilder,

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Sony Sexismus

die mit immer noch dümmeren Sprüchen versehen werden.

Plakat-RADIO-BOB-Motiv-Rock

Manchmal frage ich mich schon, wie mein Leben ohne Pinkstinks und ohne diese Bilder wäre. Aber dann fällt mir wieder ein, dass mein Leben nie ohne diese Bilder war, nur dass sich jetzt der Fokus auf sie hin verschoben hat. Ohne diesen Fokus hätten solche Bilder wahrscheinlich einfach immer weiter meine Wahrnehmung vergiftet, ohne dass ich es groß bemerke. Denn Sexismus, Abwertung, Ausgrenzung und Shaming betreffen uns alle – niemand ist davor gefeit.

Nicht die Leute auf Twitter, die glauben, dass Problem an GNTM ausgemacht zu haben,

und auch nicht die, die sich schon voller Häme auf die Umstyling-Folge freuen.

Selbst Heidi Klum nicht, deren Exkollege Peyman Amin sich dazu berufen fühlt, in gespieltem Entsetzen ihre Oberweite zu kommentieren. Und bevor man bei der Welt jetzt wieder ganz aus dem Häuschen gerät, weil wir ja alle angeblich Heidi hassen und uns über so etwas diebisch freuen – nein, tun wir nicht. Wir geben uns allerdings auch nicht mit so rhetorischen Holzschnittfragen zufrieden, die so tun als wäre alles total super und die Sendung nicht ein Riesenproblem. Dass andere Menschen schon weiter sind als die Welt,

beruhigt dann doch ein bisschen und gibt Kraft für den nächsten Donnerstag. Schauen wir mal.