Hej, Unilever – was ist da los?

Erinnert ihr euch? Im Juni diesen Jahres gab es ein großes Raunen in den Medien: Unilever will NIE wieder sexistisch werben! #UnSterotype lautete der Hashtag zur Medienkampagne des Riesenkonzerns, dessen 400 Marken fortan moderne Rollenbilder zeigen sollten. Wir waren begeistert. Begleitet wurde das Unilever-Statement von einem neuen Video ihrer Marke Axe, das wirklich umwerfend war: Viele untypische Helden mussten nur eines tun, um heiße Kerle zu sein: Axe aufsprühen. Damit konnten wir sehr gut leben.

https://www.youtube.com/watch?v=WzTSE6kcLwY

Aber dann kam nichts mehr. Und, liebe Unilever, dafür, dass ihr so viel gute Presse eingeheimst habt, ist das ein bisschen wenig. Natürlich gibt es eure Marke Dove, mit der ihr seit 2008 Körperliebe verbreiten möchtet, und das ist auch echt nett. Aber die eine Marke ist etwas allein auf weiter Flur.

dove

Außerdem müssen wir mal Tacheles reden: Wir sind ja nicht die einzigen, die finden, dass die Damen immer etwas wirken, als sei ihnen das Ganze latent peinlich. Also so in lupenreinen Liebestötern halbnackt in die Kamera zu schauen. Ihr kennt doch bestimmt die Kampagnen von „Plus-Size“-Marke Lane Bryant: Diese badass Ladies kicken Hintern und können einem ALLES verkaufen. Weil sie so unglaublich cool sind, das man sein möchte wie sie.

Wie wär’s? Und, auch das wisst ihr: Der „Wir wissen, dass ihr euch hässlich fühlt, wir helfen euch!“-Ton der Dove-Filme kommen nicht überall gut an. Von den vielen Persiflagen über eure Kampagnen im Netz ist diese die witzigste, finden wir (ihr bestimmt auch):

Also, Unilever Deutschland: Da geht noch mehr! Wir wollen euch echt gern dabei helfen. Deshalb fragen wir euch: Was genau ist seit #Unstereotype im Konzern passiert? Vielleicht ganz viel Arbeit hinter geschlossenen Türen? Tolle Kampagnen, die wir bald zu sehen bekommen? An sichtbaren Revolutionen haben wir nämlich unter euren deutschen Produkten nichts gefunden. Da gibt es die aktuelle Rama-Werbung

und die fanden wir nicht wirklich modern. Mami am Herd, Papi kommt von der Arbeit. #Stereotypeagain

Bei Langnese / Magnum laufen ewig gleichschlanke Normschönheiten durchs Bild

https://www.youtube.com/watch?v=wiCvL3arnps

und Coral Waschpulver scheint für immer Frauen als Zielgruppe zu haben. Es würden sich sicher auch deren Kerle freuen, zu wissen, wie das mit der Wäsche läuft.

Dabei hat uns Aline Santos, Vize-Markenchefin von Unilever, doch in zahlreichen Interviews erklärt, dass jetzt alles anders wird, und zwar nicht aus Gutmenschentum. Sondern, weil sich Werbung, in der Frauen sich nicht gesehen fühlen, nicht lohnt. 40% der Frauen weltweit, hätte Unilever errechnet, fühlen sich von der Werbung der Unilever-Firmen nicht repräsentiert. Kein Wunder – denn nur 3% der Frauen in der Werbung erscheinen intelligent! Ein richtig wissenschaftliches Konzept haben Aline und ihr Team deshalb erstellt, um ihre Marketingabteilungen zu schulen. Es heißt – sehr modern – „R.A.P.“ und ist letztendlich nichts anderes als der Bechdel-Test auf Werbung angewendet. R steht für „Role“: Spielt die Frau überhaupt eine Rolle in der Werbung? A heißt „Appearance“: Wie kommt sie rüber? Stark oder nichtssagend? – und P ist „Personality“: Den Unterschied zu A haben wir in dem Interview nicht verstanden, aber wir glauben, da gibt’s auch keinen.

https://www.facebook.com/WhoSay/videos/vb.311990888845656/1261565723888163/?type=3&theater

Trotzdem doch schon mal klasse, dass Aline eine Mission hat. Nur sehen wir, wie gesagt, noch keine Umsetzung. Sind wir zu forsch? Sind sechs Monate einfach zu wenig für Ergebnisse?

Ach, Unilever, wir kennen das. Wir haben auch immer so viel zu tun und kommen zu nix. Aber hej, ihr seid wichtig. Und deshalb dachten wir, helfen wir euch ein bisschen. Wir arbeiten gerade an einem wunderschönen Plakat, das genau ausdrückt, was ihr eigentlich möchtet. Das Plakat kommt die nächsten Tage, wie gehabt bei uns als Sticker und als Poster zu bestellen. Vielleicht wollt ihr ja gleich euer Logo drauf backen und es bundesweit aufhängen, weil ihr denkt: „Mensch! Das hätte von uns sein können!“ Nur zu! Sehr gerne! Dazu ist es da. Da helfen wir wirklich gern. Also, Unilever: Wir melden uns. Und bis dahin: Keinen Stress! Die Rettung naht!

Herzlichen Gruß!

Stevie, Nils, Annina, Lisa und Anja von Pinkstinks

1.12.2016, 16.15: Nachtrag!

Unser wunderschönes Plakat mit dazugehöriger Petition ist online: Danke an die wunderbare ehrenamtliche Arbeit von Markus Abele, Fotograf; 711, Lichttechnik; Bella @ Nina Klein (Haare/Make Up) und alle wunderbaren Models!

Unsere Petition an Unilever: #UNSTEREOTYPE