Hört mir auf mit Care-Arbeit

Ja, genau das ist der Titel meines Textes. Wieso ich so etwas schreiben kann? Weil ich eine Single-Mum bin. Aus freien Stücken heraus habe ich mich vom Vater getrennt, weil dieser nicht die Spülmaschine ausräumen wollte. Stellt euch vor, so etwas geht. Man schmeißt die Boys einfach raus, wenn sie nicht mitmachen. Ich weiß, dass macht euch jetzt Angst, weil ihr natürlich genervt davon seid, dass sie nicht mitmachen, aber andererseits hängt ihr da in eurem 9-12-Job und könnt nicht einmal die Miete für eine 1-Zimmerwohnung zahlen. Das heißt, ihr seid abhängig und nicht frei. Nicht frei genug, um eure Männer anzuschreien oder eben rauszuwerfen, nachdem ihr sie eine lange Zeit angeschrien habt, ohne dass sich etwas geändert hat.

Ich war frei und deswegen konnte ich einfach sagen: „Da ist die Tür. Ciao Kakao!“ Ich war ökonomisch unabhängig. Und das bin ich schon mein ganzes Leben. Das war vor meiner Schwangerschaft so, während meiner Schwangerschaft und nach der Geburt meiner Tochter. Ihr Vater lebt im Ausland. Das heißt, ich fahre nicht einmal irgendein Wechselmodel, sondern habe meine Tochter 23 von 31 Tagen. An zwei Wochenenden im Monat ist sie bei ihrer Großmutter. Ich arbeite mindestens 40 Stunden die Woche und finanziere uns vollständig alleine. Mit wem soll ich also über Care-Arbeit sprechen? Mit wem soll ich darüber diskutieren, dass ich mich um mein Kind kümmere, den Haushalt schmeiße und das Geld nach Hause bringe? Mit wem, frage ich euch? Genau! Mit niemandem, weil da niemand ist, außer ich. Für mich gibt es das nicht: Care-Arbeit. Für mich heißt das einfach nur life. Und darüber bin ich ehrlich gesagt ziemlich froh.

Nie habe ich das Zubereiten des Frühstücks, die alle sechs Monate stattfindenden Zahnarztbesuche oder die abendliche Gutenachtgeschichte als Arbeit empfunden, sondern als Zeichen von Liebe. Mehr nicht. Ich musste diesen Handlungen auch keinen Begriff zuordnen, damit mein Partner versteht, warum er mir helfen soll. Weil, surprise, da ist ja kein Partner. Eure Care-Arbeit ist nichts weiter als ein Beweis für euer heteronormatives Kleinfamilienspektakel und einen Partner, den ihr euch vorher offensichtlich nicht ordentlich angeschaut habt und den ihr nun aufgrund eurer ökonomischen oder sogar emotionalen Abhängigkeit nicht einfach verlassen könnt. Anstatt nun täglich euren Unmut auf das eigene Kind zu projizieren, nutzt den Muttertag doch dazu, die Scheidung einzureichen oder endlich einen Vollzeitjob zu suchen und eurem Partner zu erklären, dass er ab sofort den Haushalt übernehmen muss.

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Bildquelle: Mirnafunk.com