Holy Mary: Der Feminismus der Furtwängler-Frauen

Maria Furtwängler ist eine spannende Frau. Schauspielerin und Tatort-Kommissarin, Ärztin, Frau vom Burda-Chef. Wie lebt es sich als taffe Frau mit einem Mann, der die Bunte verantwortet? Wie kritisiert man einerseits mit einiger Energie Germanys Next Topmodel und weiß andererseits, dass die Bunte – vertragsbedingt? – seit zwei Jahren nur noch positiv über Heidi Klum schreibt?

Das sind Fragen, die mich schon länger bewegen. Sichtbar ist, dass in Furtwänglers Brust ein frauenbewegtes Herz schlägt. Sie gründete Malisa, eine feministische Stiftung, die u.a. Opfern von Zwangsprostitution und Menschenhandel hilft. „Malisa“ setzt sich zusammen aus ihrem Namen und dem ihrer Tochter. Lisa Furtwängler ist 23, Musikerin und muss sich in vier Jahren entscheiden, ob sie aktiv in die Leitung des Burda-Konzerns einsteigen will. „Malisa“ entstand vor allem durch ihre Initiative, von der Mutter begeistert unterstützt. Als Musikerin kennt Lisa „Fou“ sicherlich den Druck der medialen Industrien wie auch der, in die sie reinwachsen soll. Vielleicht haben auch ihre Erfahrungen das neue Projekt der Mutter mitgeprägt. Die verkündete nämlich letzte Woche, dass die Malisa-Stiftung neben verschiedenen öffentlichen und privaten Sendern eine Studie finanzieren wird, um die Geschlechterrollen im deutschen Film und Fernsehen zu untersuchen. Ausgeführt werden soll die Studie von der Universität Rostock, die Ergebnisse sollen im Sommer 2017 publiziert werden. Gehofft wird, dass mit der Studie der Filmnachwuchs sensibilisiert werden kann, in dem sie an die Hochschulen getragen wird.

Eine ähnliche Studie gab die Schauspielerin Geena Davis („Thelma and Louise“) mit ihrem 2007 gegründeten Geena Davis Institute in Auftrag, deren Ergebnisse 2014 publiziert wurden. Wie zu erwarten belegte die international angelegte Studie, dass Frauen im Kinofilm stark unterrepräsentiert sind. Seit dem ist die Sensibilisierung für das Thema gestiegen. Und je mehr öffentliche Personen, wie zum Beispiel Frau Furtwängler, sich zu der Unterrepräsentation von starken Frauen in TV und Film aussprechen, desto besser. Ob Lisa Furtwängler, sollte sie ins Burda-Imperium einsteigen, die Frauenrollenbilder der hauseigenen Zeitschriften revolutionieren wird? Sicher ist das ein Schritt zu weit gegriffen. Thematisieren ist ein Anfang. Aber vielleicht gibt es als nächsten Schritt auch Gelder für eine Studie zum Geschlechterrollenbild in der Werbung. Unilever hatte diesen Sommer ganz klar eruiert, dass 40% ihrer Konsumentinnen mit dem dargestellten Frauenrollenbildern nichts anfangen können. Das Fazit sollte eine große Schulung aller Marketingabteilungen der 400 Marken von Unilever sein, auf dass nur noch unstereotypische Werbung produziert werden soll. Viel Neues haben wir noch nicht entdeckt:

Die Studie scheint in Vergessenheit, die Presse dazu war „nice to have“. Wollen wir hoffen, dass die Rostock-Studie langfristiger wirkt und in Deutschland tatsächlich etwas bewegt. Tatort-Kommissarinnen haben wir ja schon mal immerhin. Doch was ist wenn „Bachelor“ und „GNTM“ einfach mit „The Voice of Germany“ und Glööckners neuer Plus-Size-Show verrechnet werden? Auf diese Weise hat sich ProSieben immer wieder verteidigt, kein einseitiges Frauenrollenbild zu zeigen. Bisher ist noch nicht bekannt, wie genau die Studie vorgehen wird. Wir sind aber hochgespannt und werden berichten. Und stehen den Furtwängler-Frauen gerne unterstützend zur Verfügung, um die Ergebnisse nicht in Schubladen verschwinden zu lassen sondern in den Netzwerken zu halten.

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