Kalorienbefreite Unterwäsche

„Ähm, wie bitte? Kannst du das noch mal sagen?“
„Na klar: Es gibt jetzt Unterwäsche mit 100 Prozent Figur-Genuss und Null Kalorien.“
„WHAT?!“

Unsere Campaignerin Lisa hat im vergangenen Jahr wirklich einiges gesehen – das bringt der Job einfach mit sich. Aber was so tagtäglich an der Social-Media-Front passiert, zieht ihr dann doch ab und zu die Schuhe aus. Mir übrigens auch. Ich bin nur mit der Zeit etwas abgestumpfter geworden. Dass Penny neuerdings geschlechtsspezifische Chips verkauft, reißt mich zum Beispiel nicht wirklich vom Hocker.

Ich bin dann eher so: Och nö, nicht schon wieder. Chio Chips haben aus 2013 angerufen und wollen ihr Gendermarketing wiederhaben.

Aber manche Sachen sind so absurd, die #kannstedirnichtausdenken. Kalorienbefreite Dessous zum Beispiel.

Das ist auf so vielen Ebenen daneben, da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Beim Märchen vom kalorienfreiem Essen oder damit, dass Kalorien eine physikalische Einheit sind und Menschen keine Verbrennungsöfen, sondern komplexe biochemische Lebewesen. Beim mehr als fragwürdigem Nutzen von Kalorienzählen oder bei der fiesen Logik, mit der hier die Problematisierung von weiblichem Essverhalten erweitert wird. Gesellschaftlicher Schlankheitszwang und Frauenzeitschriften voller Diätanweisungen sind kein Witz. Wer sie derart offensiv auf Bekleidung ausdehnt, sollte sich nicht hinter dem üblichen achselzuckenden „Hihi,Werbegag!“ verstecken, sondern kurz darüber nachdenken, dass das die nächste Eskalationsstufe von Bodyshaming markiert.

Übrigens stimmt es noch nicht mal. Mit ein paar von diesen BH-Snacks ließe sich bestimmt ein hübsches Feuerchen machen, das ein Kilogramm Wasser um ein Grad erhitzen könnte. Hihi, Physikgag! Haste jetzt davon, Dorina.