#keinbildfürheidi

 

Es tut uns leid, euch mitteilen zu müssen, dass ab heute ganz Deutschland wieder das Bild einer Frau ziert, die als Vorbild eurer Töchter gedacht ist. Ob sich Heidi Klum dieses Jahr in Lack und Leder, komplett nackt oder hochgeschlossen zeigt, ist höchst egal: Die Botschaft bleibt die gleiche. „Nur eine kann es schaffen!“, was bei GNTM gleichbedeutend ist mit „Auch du kannst es schaffen!“, Deutschlands hübschestes Mädchen zu werden. Alles, was du tun musst, ist wenig zu essen, viel Sport zu treiben, dich nur um deinen Körper zu drehen, Männer zu küssen, die du abstoßend findest, und so zu tun, als ob du Thomas Hayos oder Wolfgang Joops übergriffige Abwertungen als unglaublich wertvolle Beratung verstehst.

Zum Glück gibt es eine weitere Frau, die für viele Mädchen Vorbild ist. Ganz Berlin wird ab Mittwoch mit ihrem Bild plakatiert sein, auf dem genau dieser Satz steht: „Ich bin ein Vorbild.“ Sie hat keine Größe 32-34 und ist genau 160 cm groß. Sie hat das schönste Lächeln, das ich kenne und, um im Lookismus zu bleiben, umwerfend volle Lippen. Sie ist eine begnadete Schauspielerin und talentierte Pädagogin. Am wichtigsten aber: In ihrer Theaterarbeit bekommt sie oft den Satz zu hören „Frau Fernandez, ich möchte meinen Körper lieben, so wie sie.“

Während Heidi Klum ab Donnerstag wieder das angeblich schönste Mädchen Deutschlands sucht, ist unsere Theaterpädagogin und zweite Vorsitzende Blanca Fernandez seit über einem Jahr an Schulen unterwegs, um Kinder gegen die Auswirkungen der Casting-Sendung stark zu machen. Das Stück „Vielfalt ist Schönheit“ ist für die 7. Klasse aufwärts gedacht, aber Lehrer*innen der Unterstufe bitten zunehmend darum, dass Pinkstinks auch zu ihnen kommt: Immer mehr 10-12-Jährige hungern sich in Topmodel-Größen.

Das Theaterstück, das für Schulen in Norddeutschland gebucht werden kann, hat so viel Nachfrage, dass es zum Finale von Germanys Topmodel auf Deutschlandtour gehen wird. (Es soll auch zu Euch kommen? Dann bitte eine Email an stevie@pinkstinks.de!) Nach der Vorführung, die zwei Mädchen im Topmodel-Wahn und mit beginnender Essstörung zeigt, wird im Klassenraum diskutiert: Warum zeigt die Werbung nur extrem schlanke Models? Warum protestieren wir nicht dagegen? Wer verdient an diesem unerreichbaren Ideal?
Es ist verrückt, dass wir aufarbeiten müssen, was ProSieben verursacht. Finanziert wird diese Arbeit größtenteils von unseren Förder-Mitgliedern und Spender*innen, die auch die Berliner Plakatflächen finanzierten. Eigentlich sollte Blanca auf Leuchtlitfaßsäulen in ganz Deutschland strahlen, aber als wir Wall-Decaux anriefen um diese zu buchen, schalteten sie auf stur. Ströer beantwortete nicht einmal unsere Anfrage. Heidi und Blanca in einer Woche – ihr wisst ja, wie das ist: Es kann nur eine geben.

So haben wir uns für Poster auf klassischen Klebeflächen im Netz „Szene“ in Berlin entschieden, das Vorbild Blanca wird stolz zum GNTM-Start in Friedrichshain, Kreuzberg und vielen anderen Stadtteilen hängen – schickt uns gerne ein Foto, wenn ihr sie seht! Die Pressemitteilung dazu geht am Mittwoch raus mit Informationen zu unserer Theaterarbeit an Schulen gegen Germanys Next Topmodel. Außerdem wird es auf Pinkstinks.de ab diesem Donnerstag wöchentlich eine „Heidiwatch“ geben mit starken Botschaften und Informationen, warum die Sendung endlich abgesetzt gehört. Wenn ihr in den sozialen Netzwerken seid, helft uns bitte beim Verbreiten dieser Watch, damit ein gehöriger und medial wirksamer Protest entsteht. Der Hashtag dazu ist einleuchtend: #keinbildfürheidi.


Spende für den Protest gegen Germany’s next Topmodel

Damit Kinder und Jugendliche sich wieder in ihren Körpern wohlfühlen, kritisieren wir medienwirksam Sendungen wie Germany’s next Topmodel, führen Theaterstücke in Schulen auf und verschicken bundesweit Informationsmaterialien. Diese Arbeit müssen wir dringend ausweiten, wenn wir die negativen Entwicklungen der vergangenen Jahre stoppen wollen. Bitte unterstützte die Arbeit von Pinkstinks mit einer Spende.