Kindertag statt Vatertag

Vatertage erschöpfen mich – jedes Jahr wieder. Jedes Jahr kommt er um die Ecke und verkleidet sich als Herrentag, der „Saufen und viele ähnliche Attraktionen“ mit im Gepäck hat.

Und jedes Jahr schreibe ich Texte und gebe Interviews dazu, warum ich doch gerne mal einen unpeinlichen Vatertag hätte, bei dem es wirklich darum geht, Familie zu feiern. Liebe, Verantwortung, Vaterschaft, Elternschaft. Es ist ziemlich ermüdend. Insbesondere im Zusammenspiel mit dem Muttertagsvorgeplänkel, das alljährlich stattfindet. Mütter, die also auch alljährlich ausführen müssen, warum sie zwar grundsätzlich nichts gegen Blumen haben, aber für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe so viel mehr brauchen als ein hübsches Sträußchen. Aber wie jedes Jahr finden die Verantwortlichen, dass so ein paar Blumen schon das richtige Maß an Wertschätzung für „einen Beitrag zum Gemeinwesen sind, den man nicht hoch genug einschätzen kann“.

Für mich natürlich nicht. Für mich soll es keine roten Rosen regnen. Noch nicht mal Klopapier im Muttertagsdesign.

Für mich als „besten Vater“ gibt’s Bierchen, …

Legosteine …

… und eine steingraue Zeitschrift mit sehr, sehr bräsigen Themen.

Ich bin aber gar nicht der „beste Papa“. Angesichts der Tatsache, als wie kinder- und familienfeindlich sich unsere Gesellschaft insbesondere in der Coronakrise offenbart, bin ich – ehrlich gesagt – ziemlich frustriert.

Und deswegen mache ich ab jetzt nicht mehr mit. Schluss mit Vatertag, ich will einen Kindertag. So wie ich ihn mir vorstelle, gibt es den nämlich gar nicht (mehr). Es gibt zwar einen Kindertag, der auf die Rechte und Bedürfnisse von Kindern hinweist, und es ist gut, dass es ihn gibt. Aber ich meine so einen wie damals in der DDR zum 1. Juni, der mancherorts noch heute begangen wird. Einen Tag, an dem man feiert, dass es Kinder gibt und wie schön es ist, dass wir sie haben. Mit Essen, Festen und Geschenken. Mit tollen Töchtern und schönen Söhnen. Mit zweischwertigen Rittern und Tigerelefanten.

Vatertage waren immer irgendwie fies zu mir, Vatersein nie. Das liegt an meinen Kindern. Von daher bin ich bis auf weiteres beim Vatertag raus.

Es gibt so viel Wichtigeres zu tun.

Quelle: Unsplash

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