Kochen ist Frauensache

Viele Beiträge für Pinkstinks sind von langer Hand geplant. Mit einer Besprechung zu Schwerpunkten und Themenfindung, einer Analyse, was gerade aktuell und wichtig ist, und einer Einschätzung, welche eher zeitlosen Text man bei Gelegenheit mal bringen könnte.
Und dann gibt es noch die, die einfach reinflattern und sich wie von selbst ergeben. Weil man sich zum Beispiel nach den Feiertagen so ganz allmählich durch sein Postfach klickt und an Bildern hängen bleibt, die eine*n fassungslos machen.

Waswaswas?! Moment mal, ist das echt? Ein Kochbuch für kleine Hausfrauen in der 16. Auflage 2017? Ist den Verantwortlichen wirklich nichts eingefallen, was man außer den Rezepten noch hätte aktualisieren können?

Dann wird die Recherchemaschine angeworfen und schon hat man neben dem Aufhänger noch ein Thema. Denn zum einen stimmt es: Die Peter Kölln GmbH (das sind die mit den Köllnflocken) gibt wirklich seit den 60ern dieses Heft heraus.

Und zum anderen bleibt die Frage: Wie ist das eigentlich mit Frauen und Kochen? Was ist da der emanzipatorische Stand der Dinge? Im Prinzip bestätigt sich das, was sich aufgrund der Tatsache vermuten lässt, dass Kochen im Haushalt Teil von unbezahlter Care-Arbeit ist.

Großflächig war und ist das Frauensache. Es existieren zahlreiche Studien und Befragungen die belegen, dass Frauen zumeist daheim für die Küchenbelange zuständig sind. In der Schweiz beispielsweise verbringen Männer pro Woche nicht einmal halb so viel Zeit mit dem Zubereiten von Essen wie die Frauen.

In Deutschland sieht es nicht viel besser aus. Zugespitzt lässt sich für die ganze EU sagen: Die Frau kocht, der Mann isst. Auch wenn wir glücklicherweise nicht mehr in den 50ern sind, wo Frauen genau zwei Lebensfragen zu haben hatten:
Was soll ich anziehen?
Und was soll ich kochen?

so scheint es doch, dass Kochen als Haushaltstätigkeit an Frauen gebunden ist. Darauf hinzuweisen heißt nicht, die Fortschritte wegzureden,

sondern sich das Thema genau anzuschauen. Dazu gehört auch die Feststellung, dass sich das Verhältnis beim Kochen außerhalb der häuslichen Sphäre dreht. Sogenanntes professionelles Kochen ist oft Männersache. Dies gilt umso mehr je prestigeträchtiger und besser bezahlt es ist. Alle 11 Drei-Sterne-Köche in Deutschland sind Männer. Zwei Sterne haben 42 Männer und genau eine Frau: Douce Steiner. Im Ein-Sterne-Bereich kommen auf 249 Männer 7 Frauen.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Für diejenigen unter den männlichen Kollegen, die Frauen in Restaurantküchen als Bereicherung empfinden, liegt es „an der rauen Küchenkultur“ an „schmutzigen Witzen“ und der „harten, repetitiven Arbeit“. Den anderen gelten sie lediglich als Belastung. Die bereits erwähnte Douce Steiner sagt dazu:

„Als ich mich nach meinem Schulabschluss bei zahlreichen Spitzenköchen für eine Lehre bewarb, war es nicht einfach, eine Stelle zu finden. Schließlich lernte ich in der Küche meines Vaters, der ebenfalls Sternekoch war. Nach der Lehre sagte mir ein Sternekoch ganz direkt, dass er keine Frauen einstellt.“

Und wenn sie nicht als Belastung angesehen werden – und darüber wird viel zu selten gesprochen – dann als Frischfleisch. Warum sollte frau diesen Beruf ergreifen und es ggf. bis zur Chefköchin bringen wollen, wenn der Preis dafür ist, dass man sie sexistisch herabwürdigt, betatscht, auf den Hintern schlägt und sie in den Kühlschrank sperrt? Oder von Vorgesetzten zu Schilderungen von Belästigungen und Übergriffen zu hören bekommt, dass man sich gefälligst nicht so haben soll?

Es bleibt also festzuhalten, dass unbezahltes Kochen im Haushalt immer noch gerne verpflichtend an Frauen abgetreten wird, aber die Küchen von Nobelrestaurants nach wie vor Männerdomäne sind. Und die Frauen, die dort stattfinden, werden leider häufig übersehen. Das heißt weder, dass Frauen nichts im Haushalt zu suchen haben, noch dass Männer aus den Sterneküchen verjagt werden sollten. Es heißt lediglich, dass wir diese Unwucht bewegen müssen: Care-Tätigkeiten gehören aufgewertet und Spitzenpositionen in Küchen sollten für alle erreichbar sein, die qualifiziert sind. Die 16. Auflage eines Kochbuchs für kleine Hausfrauen hilft uns da sicher nicht weiter.

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