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Rolemodel des Monats: Lacey Baker

Ein kurzes Gedanken-Experiment: Wie stellen sich die meisten Menschen einen Skateplatz vor?
Richtig. Sehr viel Beton, Rampen, das laute Rollen-Geräusch und junge Typen, die in lockeren Shirts und Hosen lässig auf ihren Boards hin und her rauschen, in die Höhe springen, hinfallen oder nach einem Trick gekonnt auf dem Brett landen. Und wo sind die Frauen in diesem Bild? Eher am Rand, sie schauen zu und jubeln, wenn der Trick eines Freundes geklappt hat. Aber auf dem Board? Das ist immer noch ein sehr seltener Anblick auf den Skateplätzen unserer Großstädte.
Was an diesem Bild deutlich wird, ist wie wenig Skateboarderinnen in der öffentlichen Wahrnehmung präsent sind. Dabei gibt es zahlreiche Sportler*innen, die sich auf dem Brett zu Hause fühlen. Eine davon ist unser Role Model für den Juni: Lacey Baker.

Mit ihren gerade mal 24 Jahren hat sie schon zahlreiche Auszeichnungen für ihre wahnsinnige Skateperformance erhalten. Erst vor wenigen Wochen gewann sie die Bronze Medaille bei den XGames in der Kategorie „Womens Street“. Auch die Jahre zuvor, schnitt die gebürtige Kalifornierin mit Plätzen in den oberen Rängen ab.

Fakt ist, Lacey Baker zählt zu den größten Extremsportler*innen der Welt und hat sich trotzdem gegen eine Profi-Karriere entschieden. Denn im Gegensatz zu ihren männlichen Profi-Kollegen kann die 24 Jährige Kalifornierin nicht davon leben. In einem Interview mit der Vice spricht sie über die krassen Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Skater*innen. Besonders deutlich wird dies an den Preisgeldern und Gagen von denen männliche Profi-Skater ohne Probleme sehr gut leben können. Lacey muss hingegen, obwohl sie zu den weltbesten Skaterinnen zählt, tagtäglich ihrem Job als Grafikdesignerin nachgehen.

Aber nicht nur hier ist die Diskriminierung stark zu spüren. Erst vor kurzem beendete ihr Sponsor Element (berühmte Skateboard Marke) die Zusammenarbeit ohne große Begründungen. Lacey hatte sich geweigert die sexy Skaterin zu mimen und sich kurzerhand die Haare abrasiert. Das schien dem ausschließlich männlichen Kernteam der Marke nicht zu gefallen. Lacey selbst sagt:

„If I don’t have long hair, wear tight pants and a push up bra then they decide I look too much like a boy. They don’t care about how well I skate or my skill level. It’s about how I look. It’s about how we all look. It’s catering to all these dudes in the skate industry.“

Diese Erfahrung reiht sich ein in zahlreiche Erlebnisse, von denen die Skaterin einige in einem Interview mit fluter.de beschreibt. Als 16 Jährige bekannte sie sich bspw. dazu lesbisch zu sein und erntete auch hierfür viele böse und diskriminierende Kommentare.

https://www.instagram.com/p/rKQ1WQJWAo/

Doch trotz der vielen Hindernisse und Demütigungen, will die junge Amerikanerin nicht aufgeben. Der Spaß am Skaten ist zu groß und der Wunsch, dass die männlich geprägte Subkultur des Skatens sich in Zukunft für alle öffnet noch stärker.

https://www.instagram.com/p/sh6-jgJWFm/

 

Die gegenseitige Unterstützung von Skater*innen ist ihr dabei ein wichtiges Anliegen, denn Frauen bilden in der Subkultur des Skatens noch mal eine ganz eigene „Unter-Subkultur“. Der Zusammenhalt und gleichzeitig auch das Offensein für Nachwuchstalente sind deshalb elementar, wenn es darum geht mehr Frauen in der Skateboarding-Szene sichtbar zu machen. Ihr neuer Sponsor Meow Skateboarding versucht genau das und fördert dementsprechend nur weibliche Talente.

Die Tatsache, dass Lacey Baker trotz des krassen Drucks der Szene, zu sich selbst steht, sie in Interviews und Videos öffentlich über die Sexismus-Problematik im Skateboarding spricht und damit versucht mehr Offenheit für Frauen in diesem Sport zu erreichen, macht sie für uns zum Role Model 2016.