Lass mal (nicht) die Hillbillies gucken!

Vor ein paar Tagen schickte uns eine Facebook Nutzerin das Foto eines Werbeplakats und befand, dass es dazu wohl keines weiteren Kommentars bedarf. Wir finden allerdings schon. Aber was ist eigentlich zu sehen? Morgen geht die deutsche Ausgabe des US-amerikanischen Fernsehsenders TLC an den Start.

Dazu wurde insbesondere in den Ballungszentren großflächig mit der jungen Protagonistin der Reality TV Show „Here Comes Honey Boo Boo“, Alana Thomson geworben. Honey Boo Boo ist wiederum ein Spin Off von TLCs „Toddlers and Tiaras“ Format, das seit 2008 Teilnehmerinnen von Schönheitswettbewerben für Kinder und deren Familien zeigt. Und während „TLC“ eigentlich für „The Learning Channel“ steht, ist die Adressierung an ein traditionell weibliches Publikum natürlich Programm: TLC ist die bekannte Kurzform für „Tender Loving Care“.

Das ganze Setting ist also ziemlich problematisch. Von den Plakatwänden lächelt uns mit Alana Thomson die Verkörperung der Pinkifizierung an, die noch vor Schuleintritt ihre ersten Schönheitswettbewerbe bestritten hat. Darüber hinaus wird hier mit einem Kind Reality TV gezeigt, das jede Kritik verdient, die man an so ein ausbeutendes Format richten kann. Und schließlich bewirbt sich hier ein Sender ohne jeden Zusammenhang mit einer Kinderdarstellerin und zudem mit einer ausgesprochen verallgemeinernden Vorstellung davon, wer oder was Frauen sind und durch welches Fernsehprogramm sie sich angesprochen fühlen sollen. Es gibt also reichlich, was uns an der Sache stinkt. Aber es ist eben nicht nur eine Sache.

Da findet ein kleines Mädchen mit seiner Familie im Fernsehen statt und bei aller berechtigten Kritik an den Verantwortlichen und der Inszenierung sollte man genau das im Auge behalten. Sonst merkt man am Ende gar nicht, dass die ganzen Kommentare zu dieser „Redneck-Whitetrash“ Familie und das soziale Shaming, welche die Sendung nach sich gezogen hat, von der Inszenierung mindestens genauso getragen werden wie von den eigenen Vorurteilen. Dass die Familie ein durchaus bemerkenswertes Konzept von Schönheit hat und mit ihrem homosexuellen Verwandten nicht eben so umgeht, wie man es von „Hinterwäldlern“ erwartet, spielt dann keine Rolle.

Honey Boo Boo als überzogene Darstellung einer pinken Prinzessin wirkt nicht ikonenhaft. Das Plakat zeigt kein limitierendes Vorbild für kleine Mädchen, sondern eine Einladung zum Lästern. Das ist das Schlimme daran, das dringend kommentiert gehört.