Lenara von GNTM spricht mit Pinkstinks

Dieses Jahr soll es bei Germany’s Next Topmodel vor allem um eins gehen: Diversity. Obwohl damit auch schon im letzten Jahr bis ins Finale geworben wurde, scheint es dieses Jahr ernster zu werden: Heidi greift sogar Modedesigner an, die keine größeren Größen produzieren. Unseren Kommentar dazu lest ihr morgen zum Start der 17. Staffel bei uns.

Die 24-jährige Kandidatin Lenara, „Curvy-Model“ mit vielen Tattoos, sagt in ihrem GNTM-Profil:

Ich möchte #GNTM werden, weil ich gerne andere Leute inspirieren möchte, sich so zu lieben, wie sie sind. Alle Körper gehören normalisiert.

Lenara

Wir fragen uns: Geht das bei GNTM? Besteht nicht ein Konflikt darin, in der Sendung mitzumachen und selbstbewusst zu bleiben?

Im Interview erzählt Lenara Pinkstinks, woher ihr positives Körpergefühl kommt und was sie von der Modewelt fordert:

Pinkstinks: Heidi spricht davon, dass Designer sich wehren,  größere Größen zu liefern. Ist das tatsächlich ein Problem der Branche? Kennst du das: Mode, die es nicht in deiner Größe gibt?

Ich finde Mode in großen Größen oft nicht so schön, wie in kleineren Größen. Oft sind die Teile sehr weit und nicht körperbetont. So als würden Frauen in großen Größen sich niemals wohlfühlen, in ihrem Körper. 

Pinkstinks: Woher beziehst du dein wahnsinnig sympathisches, positives Körpergefühl, dass du ausstrahlst?

Vor vier Jahren war ich wegen Depressionen in Behandlung. In der Zeit habe ich 20 kg zugenommen. Außerdem habe ich mich in der Zeit ganz anders kennen und lieben gelernt. Da habe ich einfach nicht das Bedürfnis gehabt, das wieder abzunehmen – nur um irgendwelchen Schönheitsidealen von anderen Leuten zu entsprechen. Ich liebe meinen Körper und fühle mich super wohl! Ich denke, das strahle ich einfach aus. 

Pinkstinks: Frauen, die keine „Normgröße“ haben, wird es in unserer Gesellschaft schwer gemacht. Woran, glaubst du, liegt das?

Von klein auf wird uns Frauen beigebracht, irgendwelchen Idealen zu entsprechen. In der Werbung, im Fernsehen, in Disneyfilmen oder beim Spielen mit der Barbiepuppe. Frauen müssen dünn sein. Das wird uns von klein auf eingetrichtert. Da wir alle so aufgewachsen sind, ist es glaube ich schwierig, ein Umdenken in den Köpfen der Leute anzuregen. Ich denke es passiert – aber sehr langsam. Als „dicke“ Frau musst du dich ständig für dein Aussehen rechtfertigen. Dir wird ständig gesagt, du bist zu dick, du bist nicht gesund, das sieht nicht schön aus. Jeder meint auf einmal, über dein Leben bestimmen zu dürfen. Dass sich eine Frau mit ein paar Kilos mehr auf den Hüften wohlfühlt in ihrem Körper, ist für viele unvorstellbar. Ich glaube, deshalb ist es auch so wichtig, dass Frauen wie ich an #GNTM teilnehmen. Ich bin Teil einer wichtigen Bewegung.

Pinkstinks: War es für dich ein Konflikt, bei GNTM mitzumachen – einer Sendung, in der Plus-Size bisher höchstens als Randerscheinung vorkam?

Absolut nicht! Ich bin total dankbar dafür, Teil einer Wandlung zu sein! Man hat in der Hinsicht bei #GNTM ja langsam über die Jahre eine Wandlung feststellen können. Die Curvy Models wurden immer kurviger. Bis jetzt hatten die Curvy Models trotzdem immer noch einen super proportionierten Körper. Breite Hüften, schmaler Oberkörper. So kurvig wie ich war noch nie eine Kandidatin. Ich habe meine Röllchen an meinem Bauch und Dellen in den Beinen und ich stehe dazu! Das ist mein Körper, das ist menschlich. Auch an den anderen Kandidatinnen sehe ich, dass die Linie zwischen „Curvy“ und „normal“ immer mehr verschwimmt. Noch vor 5 Jahren war es für eine Frau mit meinen Maßen sehr schwer, in der Modewelt Fuß zu fassen. Jetzt in 2022 macht #GNTM es mir möglich. 

Ich habe meine Röllchen an meinem Bauch und Dellen in den Beinen und ich stehe dazu! Das ist mein Körper, das ist menschlich.

Lenara

Pinkstinks: Was können wir alle tun, damit sich die Modewelt verändert und diverse Körperbilder zeigt?

Wir müssen unseren Kopf von Klischees befreien! „So muss ein Model aussehen“ gibt es in 2022 nicht mehr. Model sein hängt nicht davon ab, was die Waage anzeigt, welche Konfektionsgröße man hat oder welche Hautfarbe. Es kommt auf die Ausstrahlung an! 

Und wenn sich jemand toll in seinem Körper fühlt, sollten wir nicht versuchen, es der Person auszureden! Außerdem sollten wir uns nicht in den Körper anderer Leute einmischen. Es ist none of our business.

Pinkstinks: Wie gefällt dir Pinkstinks?

Pinkstinks gefällt mir sehr gut! Ihr leistet tolle und wichtige Aufklärungsarbeit.

Wenn wir in unseren Texten von Frauen und Mädchen sprechen, beziehen wir uns auf die strukturellen und stereotypen gesellschaftlichen Rollen, die alle weiblich gelesenen Personen betreffen.

Kommentare zu diesem Text könnt ihr uns in unseren Netzwerken hinterlassen und dort mit insgesamt 120.000 Menschen teilen!

Bildquelle: ProSieben/Richard Hübner; Fotograf: Richard Hübner