Unser Role Model des Monats Januar saß bis vor kurzem noch in Untersuchungshaft in einem iranischen Gefängnis und aller Wahrscheinlichkeit nach wird sie da wieder landen – weil sich die Sitten und Gesetze im Land nicht über Nacht ändern werden und weil sie nicht aufhören wird, sich für die Rechte von Frauen und Studierenden einzusetzen. Dass die 29 jährige Mahdieh Golrou gegen Zahlung einer Kaution aus dem Gefängnis entlassen wurde, grenzt an ein Wunder. Denn schon vor der knapp 3 Monate andauernden Haft ist sie immer wieder mit dem Ziel eingesperrt worden, sie und ihren friedlichen politischen Widerstand zu brechen. Wegen ihres Einsatzes für sich und ihre Mitstudierenden wurde sie vom Campus verbannt und musste bis 2012 wegen „Propaganda gegen den Staat“ 30 Monate hinter Gittern verbringen. Sie hat sich davon nicht zum Schweigen bringen lassen:
„In was für einer Art Zukunft werden wir leben, wenn uns Studierende ohne Meinung anführen?“ war ihre Antwort auf ihre eigene und die Inhaftierung ihres Ehemanns Vahid Laelipour, den man für schuldig befand, mit ihr verheiratet zu sein. Immer wieder erhebt sie ihre Stimme gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Zwang. Zuletzt protestierte sie am 22. Oktober 2014 mit tausenden Menschen vor dem Parlament in Teheran gegen die grauenhaften Säureattentate auf mehrere Frauen in Isfahan und forderte die Inhaftierung der Täter sowie das Ende von Gewalt gegen Frauen.
#StopViolenceAgainstWomen | Protest against acid attacks & treatment of women in #Isfahan, #Iran TODAY (10/22/14) pic.twitter.com/5reI6R3YtP
— Donya (@FreeeIran) 22. Oktober 2014
Die Täter sind bis heute nicht gefasst. Stattdessen wurden diejenigen bedroht und verhaftet, die sich gegen diese abscheulichen Verbrechen erhoben haben. Und es wurden Vermutungen darüber angestellt, ob nicht „ausländische und zionistische Geheimdienste“ dahinter stecken.
Säureattentate sind eine besondern feige, perfide und grausame Form der Gewalt, die darauf abzielt, den Körper und die Seele der Opfer zu zerstören. Und genau deshalb ist es wichtig, den Opfern mit Wertschätzung und Mitgefühl ins Gesicht zu sehen, damit den Tätern nicht noch Jahre nach der Tat Macht über ihre Opfer gegeben wird.
Unser Dank gilt Mahdieh Golrou, Monira Rahman und allen anderen Aktivist*innen, die sich dafür einsetzen. Stellvertretend für sie alle ist Mahdieh unser Role Model.