Nicht meine Ministerin!

Wir sind alarmiert: Katja Suding ist, laut Spiegel Online, im Gespräch für den Posten der Bundesfamilienministerin. Muss ja nicht werden. Aber die Vorstellung von einem FDP-geführten Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend ist erstmal besorgniserregend. Was das für die Errungenschaften der letzten Jahre und feministische Politik bedeuten könnte, wird nirgends diskutiert – uns aber bereitet der Ausblick schlaflose Nächte.

Es ist oft gerügt worden, was die SPD in den letzten vier Jahren versäumt hat, zu erkämpfen. Dabei werden die Erfolge von Manuela Schwesig und Katharina Barley (SPD) im Familienministerium gerne unterschlagen. Elterngeld Plus, verschärftes Sexualstrafgesetz, Entgelttransparenzgesetz in Betrieben über 200 Mitarbeitenden und nicht zuletzt die „Ehe für Alle“ sind nicht nichts. Im Vergleich zu einer liberalen Politik werden sie das Schlaraffenland gewesen sein.

Nun: Die „Ehe für Alle“ war auch bei der FDP schon länger auf der Agenda. Ansonsten aber besorgten schon in der Vergangenheit die damalige Bundesvorsitzende (Doris Buchholz) und stellvertretende Bundesvorsitzende (Brigitta Pöpel) die frauenfeindliche Stimmung in der Partei. Soweit, dass letztere 2012 die Partei verließ. In der FDP Karriere machen könne nur, wer gut aussähe, protestierte Brigitta Pöpel damals, und ein frauen- und familienfeindlicher Ton sei die Regel, nicht die Ausnahme. Als Jenna Behrends 2016 sich gegen den Sexismus in der CDU aussprach, fand Katja Suding, dass es doch viel gravierendere Probleme gebe und ihre Partei im Bezug auf Sexismus sich in den letzten Jahren sensibilisiert hätte.

Uns ging es insbesondere mit der parlamentarischen Staatssekretärin des Bundesfamilienministeriums, Elke Ferner (SPD), in den letzten Jahren sehr gut.

(Hier 2016 mit Elke Ferner und Maya Götz beim Demo-Konzert „Lieblingsmensch“ im SO36, Berlin)

27 Jahre hat Elke Ferner im Bundestag für Gleichberechtigung gekämpft. Als Bundestagsabgeordnete und Chefin der SPD-Frauen unterstützte sie außerdem unsere Gesetzesnorm gegen Sexismus in der Werbung. Seit 2013 hat sie im Ministerium unglaublich bewegende Projekte gefördert. Zum Beispiel „Mein Testgelände„, das Gender-Magazin für Jugendliche; ProQuote Regie; unsere bundesweite Theaterarbeit „David und sein rosa Pony“ oder unsere just gestartete „Werbemelder*in“.

Was wird die FPD zu diesen geförderten Projekten sagen? Übernehmen müssen sie diese, wir sind für zwei Jahre gefördert und die Arbeitszeit sicher. Doch kann bei jeder Kampagne, jedem Shooting für ein Poster oder jedem Vortragsentwurf ein „Stopp“ ausgerufen werden. Mit anderen Worten: Wir könnten zwar irgendwie existieren, aber nicht machen, was wir eigentlich machen wollen. Zum Beispiel, laut gegen sexistische Werbung sensibilisieren. Die FDP findet nämlich, die sollten wir aushalten können:

Und mit einem semi-nackten, zarten Hintern für Datenschutz zu werben, muss doch wohl mal erlaubt sein. Soweit zur Sensibilisierung.

Die Quote und Rückkehrrecht in Vollzeit findet Suding absolut überflüssig, ebenso wie die Familienarbeitszeit, die Barley gerne noch durchgesetzt hätte.

Ob Suding unsere Sternchen (*) und geschlechtergerechte Sprache auch als „Wahn“ abtun würde? Oder glaubt sie, weil wir #ausnahmslos gegen Rassismus und Sexismus vorgehen, dass wir Gewalt gegen Frauen nicht genau so ernst nehmen können? Die grüne Politikerin Gesine Agena hat ihr auf diese ermüdenden „Habt ihr nichts Besseres zu tun“-Argumente, die wir täglich auf Facebook lesen, gekonnt geantwortet.

Uns macht das große Sorgen – und sollte Jamaika bittere Realität werden und wäre das Leben dennoch ein Ponyhof, hätten wir bitte gerne die liebe Ulle Schauws (unten Mitte, Die Grünen / Bündnis 90) als Ministerin.

Wenn ihr das auch für eine gute Idee haltet, teilt diesen Beitrag bitte, bis es kracht!

Danke und lieben Gruß,

Stevie und die Stinker*s