Nora kommt auf Bestellung

Nicht Organisationsgebundene Rabattbegünstigte Abnehmer. Diesen Namen hat sich der Volkswagen Konzern für gewerbliche Kundschaft wie Werkstätten und Fuhrparkbetriebe ausgedacht, die auf Originalteile von Volkswagen angewiesen sind aber nicht zur Firmengruppe gehören. Und die VW durch Preisnachlässe bei Laune halten will. Solche Programme mit mehr oder weniger umständlichen Namen bietet praktisch jeder größere Automobilkonzern an und sie alle sind das Gegenteil von dem, was viele Unternehmen heutzutage sein wollen: Hip, innovativ, am Puls der Zeit, relevant. Deshalb hat sich VW besonders viel Mühe gegeben und ein sogenanntes Apronym aus dem Hut gezaubert – also eine Kombination aus Anfangsbuchstaben, die ein bereits existierendes Wort ergeben. Und so wurde NORA® geboren. NORA hat nicht nur den Vorteil, dass man es besser auf Autos schreiben kann und es kürzer und einprägsamer ist.

NORA kann auch verkörpert und für Werbezwecke eingesetzt werden. NORA ist eine sie. Und so prangt NORA auf zig Einsatzfahrzeugen von Autohäusern im ganzen Land. Mal wird sie hochhackig und knapp bekleidet vorbeigebracht, und mal küsst sie ein kleines Fahrzeug als wäre es ein Frosch.

Manchmal schlägt sie zusammenhangslos Autoersatzteile aneinander.

Oder sie kommt auf Bestellung – inklusive Lockenwickler, NORA-Kette und tief ausgeschnittenem Dekolleté.

NORA wird hier also als technikfremder Blickfang für diejenigen eingesetzt, um die es wirklich geht: Männer als VW-Kunden. Das Ganze wäre wenig interessant und würde in seiner Klischeehaftigkeit bis hin zu plumpem Sexismus allenfalls etwas aus der Zeit gefallen wirken, wenn Werbung für NORA nicht auch anders aussehen könnte. Entweder indem auf Menschen als Werbeträger verzichtet wird,

oder indem Frauen nicht als bloße Aufhübschung eines banalen Produktes herhalten müssen, damit es nicht ganz so langweilig erscheint.

Volkswagen ist in diesem Zusammenhang kein Beispiel für einen Konzern, der besonders sexistisch wirbt, sondern für einen, der sich seit geraumer Zeit bemüht, besser zu werben.

Das ist mit Rückschlägen verbunden,

aber die grobe Richtung stimmt. Stattdessen haben wir es hier mit einem Problem aus der Rubrik Sexismus auf Rädern zu tun. Also sexistische Werbung auf den Fahrzeugen mittelständischer Betriebe, die weder Interesse daran haben, sich mit dem Problem näher zu befassen, noch das Geld die Wagen umzulackieren. So wird auf unseren Straßen Werbung herumgefahren, die in jeder Hinsicht veraltet ist. Die Lösung des Problems besteht nicht in einem schluffigen „Ja gut, irgendwann fahren sie nicht mehr und wir als Konzern sind ja irgendwie auch nicht mehr so“. Sie besteht auch nicht darin, mittelständische Betriebe abzustrafen. Sondern darin, dass ein Großkonzern wie Volkswagen voll auf ein vielfältiges, antisexistisches Konzept setzt und alle Beteiligten darin unterstützt, es umzusetzen. Das kostet Zeit, Geld und vor allem Engagement. Aber der Erfolg gibt Konzernen, die sich genau das auf die Fahnen geschrieben haben und deshalb Mitglieder der Unstereotype Alliance sind, Recht.

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