Pinkstinks in Zeiten der Katastrophe

 

Die Timeline meines persönlichen Facebook-Accounts ist zur Zeit voll mit Berichten über die Lage der Flüchtenden. Und – kennt ihr das? – wenn dazwischen eine meiner Freund*innen Urlaubsfotos postet, fragt man sich insgeheim: „Geht das?“ Als in Calais die ersten Flüchtenden anfingen, auf fahrende Züge aufzuspringen, weilte ich am Strand in Cornwall und postete ein Mitleid-suchendes Bild im Dauerregen. Darf man das? Dafür muss jede*r für sich eine Antwort finden.

Am Wochenende war ich in den Hamburger Messehallen, wo eine unglaubliche Anzahl von Helfer*innen Kleider- und Spielzeugspenden für die Flüchtlingsunterkünfte entgegen nahmen. Ich stand mit Auto 30 Minuten an, um auspacken zu können: So viele Menschen wollten teilweise extra für die Geflüchteten gekauften Hygiene-Produkte oder neuwertige Unterwäsche entladen. Trotzdem ist noch immer nicht genug da. Jeden Tag juckt es mir zur Zeit in den Fingern, unser Pinkstinks-FB-Account zu nutzen, um für Spenden für solche Aktionen aufzurufen. Darf ich das?

Hier ist es keine persönliche Entscheidung: Ich darf es nicht. Wir sind eine für Verbraucherschutz, Bildung und Geschlechtergerechtigkeit eingetragene gemeinnützige Organisation, die für genau diese Zwecke Spenden erhalten. Ich bin Geschäftsführerin einer Organisation, die ganz konkrete Zwecke verfolgt und für deren zielgerichteten Kampagnen ich verantwortlich bin. So sehr es mir unter den Nägeln brennt: Pinkstinks ist zuständig für den Kampf gegen Sexismus. Nicht gegen TTIP, Atomkraft, Wirtschaftslobbyismus, nicht mal gegen diese unfassbare humanitäre Katastrophe, der wir alle täglich mit Wuttränen in den Augen Zeuge werden.

Zum Glück gibt es viele andere, wunderbare Organisationen und massenhaft Privatpersonen, die sich hier engagieren – auch viele Stinker*s sind privat am helfen. So kann ich die englischsprachigen Freund*innen meines privaten FB-Accounts mit Informationen und Kampagnen aus Deutschland füttern, um ihre Proteste gegen die britische Abschottung in Cambridge und anderswo anzufeuern. Wenn Pinkstinks aber weiter gegen Lookismus, Sexismus und Pinkifizierung kämpft, dann, weil wir genau dafür da sind und von euch finanziert werden. Trotzdem heute unser großer Dank an viele befreundete Organisationen, die für die Belange da sind, die uns als Privatpersonen sehr am Herzen liegen, und für diese Belange enorme Arbeit leisten. Wie gut, dass es euch gibt.

Stevie Schmiedel