Im Netz tobt gerade ein Shitstorm namens #pinkygate. Wer noch keine Übersicht hat, der bieten wir hier schnell eine.

Pinky Gloves: Zwei Typen, ein Handschuh

(Two Guys, one glove)
Im Netz tobt gerade ein Shitstorm namens #pinkygate. Wer noch keine Übersicht hat, der bieten wir hier schnell eine: In der TV-Show „Höhle der Löwen“ des Senders Vox wurde vorgestern ein Produkt für Menstruierende vorgestellt, das “hygienisch, diskret und perfekt für unterwegs” sein soll. Nette Idee, könnte man denken. Nur, dass dieses Produkt von “Pinky Gloves” präsentiert wurde, einem männlich geführten Start-Up. Vor knapp zwei Jahren hatten die Berliner ooia-Gründerinnen Kati Ernst und Kristine Zelle auch versucht, in dieser Show Menstruationsunterwäsche vorzustellen, damals aber keine Zusage bekommen. Männer dürfen, Frauen nicht?

Es wird schlimmer: Pinky Gloves, kurz pinky, sind Hygienehandschuhe für Menstruierende, die “liebevoll” von zwei Dudes entwickelt wurden, um “den Alltag von Frauen hygienisch und umweltschonend zu erleichtern”.

Pinky (der Name ist Programm) sind rosa Handschuhe (weil Frau = pink, voll logisch!) aus Plastik (deswegen besonders umweltschonend) mit denen Menstruierende Tampons nun endlich anfassen können (sonst, OMG, schmelzen unsere Hände!). Danke! Darauf haben wir gewartet!

Aber lasst uns nun zu der rührenden Entwicklungsgeschichte dieser großartigen Erfindung kommen. 

Eugen Raimkulow und André Ritterswürden, Gründer von Pinky Gloves, lernen sich bei der Bundeswehr kennen, werden beste Freunde, ziehen gemeinsam in eine Frauen-WG und werden dort nach eigenen Angaben zu echten “Frauenverstehern”. In ihrer WG sprechen die beiden gefühlt das erste Mal mit “echten” Frauen und beschäftigen sich mit so richtig harten Tabuthemen, also mit der Menstruation. (Danke! Danke! Danke! Ihr seid Helden! Not.) Dort lernen sie auch von der Misere der Frauen, die in Club-Toiletten, auf Festivals oder in fremden Haushalten nicht so richtig wissen, wohin mit ihren blutigen Tampons und Binden. Kurzum, sie können diese unmögliche Situation nicht auf sich sitzen lassen und beschließen, etwas zu unternehmen. Sie setzen sich zusammen, betreiben viel Research und Development (also, reden mit ihren Ehefrauen darüber) und entwickeln Pinky, die pinken Plastikhandschuhe für Menstruierende. Wow! Sagt mal, haben wir noch 2021? Sind wir da sicher? Nicht 1950?

Wir, als Pinkstinks, wollten uns dazu mal kurz zu Wort melden. Diese Handschuhe sind sexistisch, diskriminierend, betreiben Menstruations-Shaming und werden von Nicht-Betroffenen entwickelt und beworben. Kurzum, wir brauchen diese Handschuhe nicht, niemand hat darauf gewartet und wir finden die Situation ziemlich nervig. Können Männer bitte endlich aufhören über Dinge zu diskutieren oder sie zu “erfinden”, von denen sie keine Ahnung haben? 

Es gibt nämlich so viele tolle Unternehmen & Startups, die seit Jahren daran arbeiten, Menstruation zu enttabuisieren, die aufwendige Anti-Shaming Kampagnen betreiben und sich viele gute Gedanken machen. Dazu gehören Pinky-Gloves jedoch definitiv NICHT.  Denn mal ganz ehrlich, wonach sehnen sich Frauen und Menschen mit Uterus – dass Männer ihnen ihre Probleme mansplainen? Nein! Wir wünschen uns Sichtbarkeit, Aufklärung, Enttabuisierung, Lobby, einen Platz am Tisch, Gleichberechtigung und verdammt nochmal den Respekt, darüber besser im Bilde zu sein was unsere EIGENEN Körper angeht! 

Also lieber Eugen, lieber André, wenn ihr wirklich helfen wollt, also so richtig mit Emanzipation und Gleichberechtigung und so, dann gebt einen Ratgeber heraus, wie Kerle damit klar kommen können, dass Frauen bluten. Oder spendet eure bisher getätigten Einnahmen und lasst Frauen ran. 

Wir sind aber noch nicht fertig, Herr Ralf Dümmel, von Ihnen brauchen wir auch etwas. Bitte supporten Sie frauengeführte Start-Ups und machen Sie sich in Zukunft Gedanken – zusammen mit ihrem Berater-Team, ihrer Redaktion und dem Sender -, ob es so richtig klug ist, im Jahr 2021 Produkte zu unterstützen, die von Ahnungslosen entwickelt wurden.

Und wenn wir schon dabei sind, brauchen wir eine Entschuldigung und eine Zusicherung, dass sowas wirklich nie wieder passiert! 

Mic-drop!

Bildquelle: Pinkstinks Germany e.V.

Kommentare zu diesem Text könnt ihr uns bei Facebook hinterlassen und dort mit insgesamt 100.000 Menschen teilen!