Wir von Pinkstinks sind daran gewöhnt, dass es regelmäßig für jeden Schritt nach vorn zwei Schritte zurück heißt. So auch bei dem Münchener Dessouslabel Beedees, das zum Wäschehersteller Triumph International gehört. Beedees hat mithilfe der Berliner Werbeagentur Glow eine Onlinekampagne zu der Dessouslinie „Curvy Cups“ (Körbchengröße D bis F) realisiert.
http://www.youtube.com/watch?v=aX4_rhT9juk
Der Schritt nach vorn ist hierbei die Tatsache, dass Industrie und Werbung hier zur Kenntnis nehmen, dass (weibliche) Körper nicht nur in einer auf „sehr schlank“ fixierten Einheitsnorm existieren und dies endlich mal entsprechend zur Kenntnis und gewürdigt werden sollte. Der dazugehörige Blogeintrag hört sich vielversprechend an. Dort feiern Mitarbeiterinnen von Beedees die Modelagentur IMG, welche Talente zukünftig ohne Ansehen von Alter, „Rasse“ und Gewicht vertreten möchte. Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein.
Deshalb kommen wir jetzt zu den Rückschritten. Der eine besteht daraus, dass mit Slogans wie „Echte Männer stehen auf Kurven – nur Hunde spielen mit Knochen“ schlanke Frauen abgewertet werden. In einer Straßenbefragung von Beedees heißt es dazu von einer Teilnehmerin: „Frau soll Frau bleiben an den richtigen Stellen.“
http://www.youtube.com/watch?v=vhnKcoE0etU
Was bedeutet das? Wäre man dann keine Frau, wenn man Kurven an den „falschen“ Stellen hat oder keine Kurven an den „richtigen“?
Der andere besteht wie so oft aus unguten Vergleichen. Frauen seien wie „Jeans ohne Taschen“ oder auch wie „eine Straße“.
Ach nee. Als nächstes vergleicht man Frauen noch mit Zahnpasta, einem Cocktailmessbecher, einem Korkenzieher oder einer Ikea Lampe. Wobei: Das hatten wir ja alles schon.
Und wenn man es genau nimmt, gibt es noch einen dritten Rückschritt: Liebe Leute von Beedees, was habt ihr eigentlich für ein Männerbild? „Das Leben ist zu kurz, um mit hässlichen Männern zu tanzen?“
Klar, wenn man Männer schon mit Hunden vergleicht und dünne Frauen mit Knochen, dann postet man auch mal schnell so etwas.
Also alles wie gehabt. Auf dem Weg zum Ziel, Schönheit als Vielfalt zu feiern ohne in die eine oder andere Richtung abzuwerten geht es nur quälend langsam voran. Schade!
Nils Pickert