Nein, hier dürfen nicht nur Jungen schneidern. Aber dass Basteln, Nähen und Design stets nur für Mädchen angepriesen wird, fanden Anja Lurch und Caroline Grosskopf echt schade. So gestalteten die beiden Modedesignerinnen ein Buch, mit dem Kinder jeden Geschlechts spielerisch an Mode und Design herangeführt werden können.
Mit Kartoffeldruck, getrockneten Blüten oder Farbe können Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen und Fritzi und Lasse bzw. deren Kleidung verschönern. Oder aber sie wagen sich an die ersten einfachen Schnitte mit Handstichen und später vielleicht an der Nähmaschine eines Elternteils. Das Buch ist so schön, dass es wie eine flow für Kinder aussieht. Und so könnten bearbeitete Seiten hinterher aussehen:
T-Shirts aus Stiefmütterchen oder das Kleid aus Farn, oder etwas robuster: Wie viele Taschen hat eigentlich eine Cargohose? Und müssen die alle gleich aussehen?
Wir sind begeistert. Und wenn Paul oder Henry ihre ersten selbstgenähten Turnbeutel mit in die Schule bringen, werden ihre kleinen Kollegen sicher auch so einen haben wollen. Hobbys sind ja bekanntlich Trends unterworfen: Vor dreißig Jahren waren Jungs auch auf Ponyhöfen, heute scheint das Tabu. In einer Zeit, in der die Modewelt von männlichen Designern dominiert wird, muss es doch wohl für Jungen möglich sein, an die Nähmaschinen zu dürfen: Ist doch Technik, oder nicht? Hach, der selektive Biologismus der Spielwarenindustrie. Wie schön, dass der EMF-Verlag mit diesem Buch die Dogmen der Pinkifizierung-Generation durchbricht.
„Alle meine Kleider„, €16,99 ISBN 978-3-86355-307-4, Edition Michael Fischer