Alles neu bei Pirelli? Über 5 Jahrzehnte hat der italienische Reifenhersteller darauf gesetzt, seine Kund*innen einmal im Jahr mit einem Kalender zu beglücken, der nach einem Konzept funktioniert, das der Spiegel so beschreibt: „Die besten Fotografen, die schönsten Frauen – und möglichst wenig Kleidung.“ Extrem hochwertige Bilder von (semi)nackten weiblichen Models, die weder billig noch pornographisch wirken sollen, sondern den State of the Art der erotischen Fotografie abbilden wollen. „Zeitgeist ohne Hüllen“ nennt der Taschenverlag, bei dem ein Sammelband der Pirellimotive erschienen ist, das. Und offensichtlich ändert sich der Zeitgeist gerade zum Positiven. Denn während der Kalender von 2015 Frauen wie die Jahre zuvor sehr für den Blick des heterosexuellen männlichen Betrachters inszeniert wurde
hat Pirelli für den Kalender 2016 die Starfotografin Annie Leibovitz engagiert, um vielfältige, starke Persönlichkeiten abzulichten, anstatt Frauen nur als Motive zu zeigen. Die Bilder, die dabei herausgekommen sind, stellen einen deutlichen Bruch mit der Pirelli-Ästhetik dar. Statt wie früher zeitgeistige Schönheitsideale am Objekt Frau darzustellen, schafft Leibovitz einen Raum, in der sich die Blicke auf Frauen als handelnde Subjekte richten.
https://twitter.com/amyschumer/status/671353092630253569
Auf „wunderschöne, ekelhafte, starke, dünne, fette, hübsche, widerliche, makellose“ Menschen. Auf die Comedienne und Schauspielerin Amy Schumer oder die Musikerin Patti Schmith.
Patti Smith in the Pirelli calendar is everything: https://t.co/vW247qbnig pic.twitter.com/kjER2hk5eW
— The Cut (@TheCut) November 30, 2015
Dabei fällt auf, dass (Semi)nacktheit nicht mehr verpflichtend sondern nur noch optional gilt.
https://twitter.com/HirokoTabuchi/status/671471664157368321
The Pirelli calendar is a little different this year https://t.co/6diwqmO5nR pic.twitter.com/IoXqB7nazx
— The Independent (@Independent) December 1, 2015
Auch darin schlägt Pirelli einen neuen Weg ein und erlegt sich, wie wir hoffen, damit eine neue Verpflichtung auf. Weg vom Zwang zur Repräsentation sexualisierter Normschönheit hin zu einer unaufgeregten, selbstverständlichen und inkludierenden Darstellung von Frauen in all ihrer Vielfalt. Weil wir nur das sein können, was wir auch sehen. Weil Schönheit vielfältig ist und nicht einfältig sein sollte.
Sicher ist noch mehr Sichtbarkeit, mehr Diversität möglich. Aber gerade vor dem Hintergrund dessen, was Pirelli in den vergangenen Jahrzehnten gezeigt hat, sind diese Bilder ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Pinkstinks Team