Sexismusverbot in deutschen Städten

Es tut sich was in deutschen Städten: Nach Bremen, Frankfurt, Berlin Kreuzberg und Leipzig verbietet nun auch München sexistische Werbung. Die Politik beginnt zu erkennen, dass es sich dabei um ein reales, deutschlandweites Problem handelt. Und das betrifft eben auch München. Ob frau nun sexuell verfügbare Beilage für Essen ist,

ihr seminackter Körper mit eine Fassade verglichen wird

oder gleich mit gebratenen Hähnchenschenkeln –

München bildet in Sachen sexistische Werbung keine Ausnahme. Und das ist auch der Grund, warum es – bei aller Freude über das Anpacken dieses Problems von verschiedenen Seiten – mehr braucht als städtespezifische Verbote. Denn zum einen gilt dies in München nur für stadteigene Werbefläche. Keines der drei Motive wäre davon betroffen. Zum anderen besteht die Gefahr, dass Kriterien für sexistische Werbung bei kommunalen Einzellösungen zu einem Flickwerk geraten.

Warum das problematisch ist? Weil die Süddeutsche den Beitrag über Münchens Verbot mal wieder mit dem obligatorischen Bild der dpa garniert, das zwar Sexismus zeigen soll, aber gar nicht sexistisch ist. Werbung für Unterwäsche und Dessous mit nackter Haut ist nach wie vor an sich kein Problem.

Und drüben beim Cicero wittern sie mal wieder Prüderie. Hilfe, die Nacktheitspolizei nimmt uns die Brüste weg. Armes Abendland. Das Übliche eben. Darüber kann man sich lustig machen oder immer wieder darauf verweisen, dass wir nichts gegen Nacktheit und Erotik haben.  Wir tun letzteres. Und je länger wir diesen Job machen, je häufiger wir auf Motive starren, bei denen die Verantwortlichen Sexismus offen plakatieren oder ihn verschleiern umso mehr halten wir uns an unsere vier Kriterien:

  1. Geschlechtsbezogenes Über-/Unterordnungsverhältnis
  2. Ausschließliche Zuordnung von Eigenschaften, Fähigkeiten und soziale Rollen in Familie und Beruf aufgrund von Geschlecht
  3. Sexuelle Anziehung als ausschließlicher Wert von Frauen
  4. Suggerierung von sexueller Verfügbarkeit

Nur so können wir dem Vorwurf begegnen, Sexismus wäre nur „so ein Gefühlsding“. Ein personenspezifisches Beleidigtsein, gegen das nichts konkret getan werden braucht.

Aber genau das tut es: Es braucht die Werbemelder*in, um sexistische Werbung sichtbar zu machen, um zu sensibilisieren, aufzuklären und an die Verantwortlichen heranzutreten. Es braucht Kampagnen und überzeugende Argumente für Handwerks- und Handelskammern, damit diese ihren Mitgliedern klare Vorgaben machen – nur so kriegen wir das Problem nicht nur von stadteigenen Flächen sondern auch von der Straße und von Flyern. Es braucht Gespräche, in denen Verantwortlichen klar gemacht wird, dass sexistische Werbung aber sowas von gestern ist, ihre Mitbewerber*innen das längst anders machen und man sich den ganzen Stress damit ganz einfach ersparen könnte.

Das ist viel Arbeit, das braucht Zeit und Geld, aber es zieht. Vor zwei Jahren hat die Welt noch ganz anders über Sexismus in der Werbung geschrieben. Inzwischen wird auch dort zwischen sexy und sexistisch unterschieden, zwischen Nacktheit für Dessous und Nacktheit für Bodenfliesen. Wir haben es ja schließlich immer wieder gesagt. Und das werden wir auch weiterhin tun – bis es oft genug ist.