Sind wir Feminist_innen?

 

In der Süddeutschen nennen sie uns heute „Feministinnen“. Immerhin sind wir im Wirtschaftsteil, da wird die Bezeichnung nicht gemeinhin wohlwollend aufgenommen. Ich sehe uns alle durch manch eine Brille mit Haaren auf den Zähnen und sehr schlechter Laune. Und die Männer bei Pinkstinks? Stehen natürlich unter unseren Pantoffeln (schön wär’s…!)

Als Jugendliche wollte ich keine Feministin sein, das war bei uns 80er-Jahre-Poppern uncool. Heute würde ich uns definitiv feministischen Vereinen zuordnen. Aber mit dem Schlagwort „Feminismus“ habe ich noch immer Probleme. Worte sind arbiträr, ich könnte es mit meiner eigenen Agenda füllen, nur um die feministische Bewegung zu unterstützen. Kersten Artus, Vize-Präsidentin der Hamburger Bürgerschaft, weiß ich, findet es schade, wenn Frauen sich nicht als Feministinnen bekennen. Nur – welchen Feminismus meinen wir? Und – was ist eine Frau überhaupt?

Feminismus bedeutet, für Gleichberechtigung zu kämpfen. Das tun wir auch. Aber gleichzeitig kämpfen wir auch für Vielfalt. Ist Gleichberechtigung Gleichmacherei? Nein, Frauen sind anders, sagen manche Feministinnen, sie brauchen andere Gesetze als Männer. Sie führen Firmen auch anders. Ist das so? Gilt das für alle? Spricht dieser Feminismus für mich? Und wenn es so viele Meinungen dazu gibt, ist das dann noch Feminismus?

Ich würde mich eher als Menschenrechtlerin bezeichnen, obwohl in vielen Online-Kommentaren auch das Recht der Kinder (oder Eltern?) auf ihre Barbies gefordert wird. Was wage ich also, für alle Menschen zu sprechen?

Wahrscheinlich hat die Süddeutsche doch Recht: Ich bin Feministin. Ob ich will oder nicht. So wie ich Deutsch bin, aber auch gleichzeitig Britin, und zu WM-Spielen nie weiß, für wen ich brüllen soll.