(Anmerkung der Redaktion: Um das Bild von Steffen Henssler an einem frauenfeindlichen Bassin in Peking nicht reproduzieren zu müssen, kommt hier eine Illustration von Fräulein Motte. Ihr findet sie in unserem Shop auch auf T-Shirts.)
Mensch, der Steffen in der BILD Zeitung.
Wer hätte das gedacht? Also außer denen natürlich, die mitbekommen haben, dass du für die BILD geworben und 2011 in einer Talkshow der ehrlich konsternierten Judith Holofernes so ausgefuchste Sachen zu ihrer Marketingstrategie unterstellt hast.
Du siehst, wir haben uns ein bisschen schlau gemacht. Darum wissen wir auch, dass du „keine Ja-Sagerinnen magst“ und sagen deshalb einfach mal NEIN! Also nicht so wie einige deiner Facebook-Freundinnen und Freunde („Respekt“, „geiles Bild“, „das sollte zum neuen Standard für jedes Bad werden“), sondern NEIN! wie in: „Das geht überhaupt nicht klar, was zum Geier hast du dir bloß dabei gedacht.“ Sicher, man könnte meinen, ein bisschen Promo kann jemandem mit einer frisch abgesetzten, pardon, pausierenden Sendung nicht schaden, aber dafür fallen uns ein paar andere ein, die durch solche „witzigen“ Aktionen zu Schaden kommen werden. Denn witzig war es ja wohl gemeint – oder eben sonst irgendetwas, was man gerne den nervigen politisch korrekten WeltverbesserInnen mit Verweis auf persönliche Mündigkeit und Recht auf freie Meinungsäußerung um die Ohren haut: Witzig, ironisch, alles nicht so gemeint, jetzt habt euch doch nicht so. Aber da wir dein Foto in der BILD nicht einfach nur wie einen Fußball in die Waschmaschine kicken wollen (witzig, oder?), erklären wir es dir.
Mensch Steffen, deine ältere Tochter ist doch gerade im Grundschulalter. Einfach mal den Kopf einschalten. Oder freust du dich insgeheim schon auf die schmierigen Blondinen- bzw. Frauenwitze (Pionierehrenwort, kannste fest mit rechnen!), die dann jetzt bald kommen? „Warum mögen Blondinen Gewitter? Wieso haben Frauen so kleine Füße? Und wie viele Töchter braucht Steffen Henssler eigentlich, um seine Gerichte nicht mehr mit Sexismus zu würzen?“ Mal ganz im Ernst: Wenn du Idee und Ausführung vom „Waschbecken-Po“ witzig findest, ließe sich die ganze Sache sicher urkomisch weitertreiben. Wir regen in China und überall sonst auf der Welt an, nicht nur frauenverachtende Waschbecken zu bauen, sondern am besten gleich ganz neue, ergonomisch-männliche Pissoirs. Dafür braucht es nicht viel von deiner Phantasie. Stell dir einfach vor, die gesichtslose Keramikfigur wird ganz nach vorn gebeugt und bekommt ein Loch in die Mitte, wo Mann einfach nur noch reinhalten braucht. Oaah, wie geil! Und während du dich offensichtlich in so einer Welt wohlfühlen und uns möglicherweise unsere anstrengende Humorlosigkeit vorwerfen würdest, machen wir uns Gedanken darüber, wie deine Töchter es finden werden, wenn Mann damit beginnt, sie als „Bückstücke“ zu bezeichnen.
Könnte da vielleicht ein Zusammenhang bestehen, hmm? Und solltest nicht besser auch du dir diese Gedanken machen? Also natürlich nur, wenn du nicht gerade „das geilste Klo der Welt in Peking siehst“. Kleiner Hinweis am Rande, falls du nächstens Bedarf haben solltest: Das mit dem Hände in Unschuld waschen klappt dort ganz sicher nicht. Denn wo du schon medienwirksam in der BILD deine Alternativen zu aussterbenden Fischarten (Rotbarsch, Seeteufel, Kabeljau) vorgestellt hast, hätten wir da mal eine abschließende Frage:
Was wäre denn deiner Meinung nach eine vertretbare Alternative zu freien, selbstbestimmten und glücklichen Mädchen?
Nils Pickert