Ich freu mich riesig auf den November. Auch wenn er zwei schlechte Dinge hat: Erstens werden die Bäume kahl, die Straßen nass und es wird fröstelig. Zweitens soll der Dreh der 11. Staffel von Germanys Next Topmodel beginnen. Aber gegen beides habe ich Trostmedizin! Jawohl! Hier kommt sie!
Dem Topmodel-Frust begegne ich mit der Aufmunterung, dass nach wie vor noch nicht sicher ist, ob die Sendung weiterhin um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden darf. Seit euren zahlreichen Unterschriften unter unsere Petition im Mai wird die Sendung ausführlich vom Jugendmedienschutz geprüft, der nach wie vor zu keinem Ergebnis gekommen ist. Dass ProSieben Eva Cavalli nur läppische 300.000 Euro für ihre Mitwirkung in der GNTM-Jury angeboten hat, spricht dafür, dass sich auch ProSieben nicht sicher ist, ob die lukrativere Prime-Time-Platzierung eingehalten werden kann. Vielleicht wartet der Jugendmedienschutz noch die volle Publikation der IZI-Studie in Buchform ab, die noch nicht erschienen ist. Die Studie besagt, dass die Sendung die Entstehung von Essstörungen begünstigen kann, und war der Auslöser für unsere Petition.
Und schlechtes Wetter kann ich zwar nicht hinweg zaubern, aber ich werde mich so viel für euch streiten, dass ich Funken sprühen werde. Am 25. November hat mich z.B. der Landesfrauenrat München ins Bayrische Staatsministerium geladen, um dort ein öffentliches Streitgespräch mit der ProSieben-Leitung zu führen. Wie genau ProSieben ihre GNTM-Format verteidigen wird, darauf sind wir alle gespannt. Meine Gegenrede kennt ihr. Sonst schaut doch gerne mal in die Heidiwatch dieses Jahres, da stehen alle Argumente drin.
Zweimal bin ich diesen Monat in Berlin im Bundestag, um mich für unsere Kampagne gegen Sexismus in der Werbung einzusetzen. Am 13. November gibt es ein Fachgespräch zum Thema „Konsument und Kind“, und natürlich ist einmal wieder Kindermarketing-Spezialist Axel Dammler zugegen, mit dem ich schon so oft in Fernsehbeiträgen zusammen geschnitten wurde. Endlich dürfen wir uns in echt und in Gegenwart von Bundestagsabgeordneten streiten. Vereinfacht steht dann „Mädchen brauchen Rosa-Überraschungseier!“ gegen „Nein, Herr Dammler, die Rosa-Phase brauchen nur Ferrero und ihr Marketingbüro.“ Verbraucherschutz-verantwortliche Politiker*innen, die unserer Diskussion hoffentlich lauschen werden, empfangen mich, unsere Juristin Dr. Berit Völzmann sowie den Deutschen Werberat im Bundestag nochmal am 24.11.2015, um in einem privateren Kreis über unsere Gesetzesnorm zu sprechen. Da bin ich dann sehr glücklich, Berit mit dabei zu haben, die sich unglaublich klug und charmant streiten kann.
Zum Erfolg unserer Online-Kampagnen, umgangssprachlich auch „Shitstorms“ genannt, befragt mich am 12. November die wunderbare NDR-Moderatorin Anja Reschke in der Hamburger Bucerius Law School, in denen die „Martinstage“ abgehalten werden. „Vom Flugblatt zum Shitstorm“: Schöne Idee, Luthers Thesen mit heutigen Online-Protesten zusammen zu bringen. ZEIT-Chef Giovanni di Lorenzo, Medienjournalist Stefan Niggemeier und einige andere Menschen diskutieren dann über die heutigen „Flugblätter“ im Internet, Netiquetten und Sinn und Unsinn von Online-Kampagnen. Nils hat dazu vor kurzem einen schöne Erklärung abgegeben, an die werde ich mich halten, aber sicher auch viel Kritik Stand halten müssen.
Derart aufgeheizt darf der Winter dann kommen! Aber glaubt mal ja nicht, dass der unsere Gemüter abkühlt. Wir haben wunderbare „Flugblätter“ für die erste Jahreshälfte 2016 in Planung, auch für die neue Staffel GNTM – wenn sie denn kommt.
Bleibt gesund und packt euch warm ein! Eure Stevie
Nachtrag am 3.11.2015: Schade. Gerade eben hat die KJM verkündet, dass GNTM nicht als jugendgefährdend eingestuft wurde. Interessant allerdings: Die Prüfung läuft seit Mai, verkündet wird das Ergebnis am Tag des ersten Drehtags von GNTM Staffel 11. Man möchte über die Verflechtungen / Presselogik gar nicht genauer nachdenken.