Die Arbeit von Pinkstinks ist ziemlich vielfältig: Campaigning, Fundraising, Theaterarbeit, Protest, Vorträge halten, Lobbyarbeit etc. Sie besteht aber nicht zuletzt auch darin, so umfassend wie möglich zu antizipieren, mit welchen sexistischen Auswüchsen man konfrontiert werden könnte, um sich innerlich dagegen zu wappnen. Damit man eben nicht minutenlang schockstarr auf den Bildschirm guckt und irgendwann einfach aufsteht, geht und nicht mehr zurückkommt. Meistens schaffen wir das ganz gut. Manchmal hilft jedoch alle Erfahrung nichts.
Wenn zum Beispiel in unserem Postfach ein Hinweis auf die deutsche Firma Peesign liegt, die „egal ob als Spaß für Zuhause oder als Werbefläche für Ihr Unternehmen“ Klebeflächen für Urinale herstellt
https://vimeo.com/116744653
und mit dem Hinweis auf „echte Männer“ Bilder von Frauen anbietet, deren Kleidung durch Draufpinkeln durchsichtig wird,
dann fragen wir uns schon, in was für einer Welt wir eigentlich leben. Dann wollen wir nicht weiter recherchieren, ob das ein Einzelfall ist oder in einem größeren Zusammenhang steht. Und machen es am Ende trotzdem. Weil wir uns immer wieder sagen, dass es nichts bringt so zu tun, als wären diese Dinge nicht Teil der Wirklichkeit, in der wir leben. Weil es wichtig ist, die Abgründe der Verhältnisse zu beleuchten, um möglichst zahlreich festzustellen, dass es so nicht weitergeht, und die entsprechenden Forderungen zu erheben. Reden wir also über öffentliche (Herren)toiletten. Schon im Eingangsbereich liegt einiges im Argen.
Da wird unter anderem klargestellt, dass Männer grundsätzlich wenig reden und Frauen sehr viel.
Oder das Frauen diejenigen sind, denen etwas fehlt. Frauen als Löcher.
Drinnen geht das so weiter. Frauenbilder und -körper müssen dafür herhalten, den Toilettengang von Männern zu verschönern. Wird ja sonst auch schnell langweilig. Ob Frauen wie im Düsseldorfer Van der Valk Airporthotel von Plakatwänden aus Männern beim Pinkeln zuschauen,
sie wie in dieser Kampagne gegen alkoholisiertes Fahren von 2008 auf dem Boden knien oder sitzen,
ihre Keramiknachbildungen als Wasserspender dienen
oder gleich als Urinal,
stellt dabei nur verschiedene Stufen der Eskalation dar. Im Kern geht es immer darum, Frauen und ihre Körper als benutzbar zu markieren. Als replizierbare Gegenstände mit Unterhaltungsfaktor.
Als Objekte der Begierde, deren sexuelle Verfügbarkeit selbst an einem solchen Ort herausgestellt werden muss.
Die Welt, in der wir leben, ist eine, in der die (visuelle) Erniedrigung von Frauen und ihren Körpern immer weiter getrieben wird. In der wir uns nur ganz allmählich und gegen massive Widerstände aus einer abwertenden, exkludierenden Matrix befreien und anfangen, über ein besseres Miteinander zu sprechen.
Manchmal sind wir der Kämpfe und der schieren Länge des Weges, der noch vor uns liegt, unendlich müde. Aber es hilft nichts: So, wie es ist, kann es nicht bleiben.