Uncoole Werbung für coole Produkte

 

Letzte Woche haben wir in der Pinkwatch ein großes Lob für die Baumarktkette Hornbach ausgesprochen. Auch diese Woche bleiben wir im Heimwerker*innenbereich, allerdings mit sehr viel ärgerlicherem Ergebnis – und zwar doppelt ärgerlich. Denn dass trashige Produkte wie Plastikpalmen mit Frauen als Blickfangobjekten „aufgewertet“ werden, ist die eine Sache. Aber wenn jemand etwas richtig Cleveres entwickelt und dann glaubt, es mit sexistischer Werbung vermarkten zu müssen, zeigt das noch deutlicher, wie zementiert die sexistischen Strukturen in unserer Gesellschaft und insbesondere in der Werbeindustrie sind.

Knakke ist so ein Produkt. Dem Thüringer Softwareentwickler Mario Neugärtner ist es gelungen, einen Gebrauchgegenstand zu revolutionieren, der in fast allen Haushalten vorhanden ist und der seit Jahrzehnten praktisch unverändert verkauft wird: Den Zollstock. Neugärtner entwickelte ihn weiter, indem er die Rückseite mit einer Skala versah, die es erlaubt, bis zu 33 cm auch den Durchmesser zu messen. Mit der Idee hat er einiges Aufsehen erregt und diverse Preise gewinnen können. Mit der dazugehörigen Werbekampagne

Knakke 4

ist er allerdings höchstens Anwärter für den Zornigen Kaktus 2015. Dabei hätte das doch was werden können. Cooles Produkt, cooles Model – stattdessen drückt man dem Model noch ein Kondom in die Hand, damit auch wirklich jede/r die Penisanspielung versteht. Da ist es wieder, das berühmte Augenzwinkern.

Sexismus in der Werbung muss gesetzlich reguliert werden. Auch deshalb, damit sich kleine, mittelständische Firmen mit coolen Ideen nicht mehr versucht fühlen, zur Aufmerksamkeitsmaximierung auf den Sexismustrumpf zu setzen. Dieser Trumpf gehört aus dem Spiel genommen.