Wie es ist, mitten in der Pandemie mit dem Ex-Mann, der neuen Freundin und zwei Söhnen eine Regenbogen-WG zu gründen und wie die Jungs auf lesbisches Händchenhalten reagieren, erzählt uns Anna Holfeld, Paartherapeutin und Start-Up-Gründerin aus Berlin.

Und wie geht es eigentlich dem Mann?

Wie es ist, mitten in der Pandemie mit dem Ex-Mann, der neuen Freundin und zwei Söhnen eine Regenbogen-WG zu gründen und wie die Jungs auf lesbisches Händchenhalten reagieren, erzählt uns Anna Holfeld, Paartherapeutin und Start-Up-Gründerin aus Berlin. Eine Geschichte zwischen Coming-Out, Normalität, Überforderung und Lockdown-Boredom.

Patchwork-WG, Paartherapeutin in Coronazeiten, Start-Up-Gründung. und dann auch noch Zeit für mich? Im Moment schaffe ich es nur sehr selten, mir meine Hang-Drum zu nehmen und auf ihr zu spielen. Die Klänge sind wunderbar, in den Youtube-Channeln allerdings noch viel harmonischer, als ich es bisher hinbekomme. Oder ich gehe in die warme Wanne, einfach nur abschalten, Zeit für mich. Das fehlt mir seit dem ersten Lockdown am meisten – Zeit im Wasser, meine Schwimmhalle ist seit Beginn geschlossen, und ich habe bisher keinen richtigen Ersatz finden können.

Der erste Lockdown hat uns noch andere Herausforderungen gebracht: Die Entscheidung stand fest, dass wir zusammenziehen wollen. Alle 5: das sind mein Noch-Ehemann, unsere beiden großen Jungs (16 und knapp 14), meine neue Partnerin und ich. Wir haben mehrere Familienkonferenzen dazu genutzt: Wer wohnt dann in welchem Zimmer, welche Orte im Haus könnten wir umbauen oder anders nutzen, wie werden wir uns abstimmen und wer übernimmt welche Aufgaben? Und dann kamen die ersten Pandemieregeln und alles ging viel schneller. Meine Partnerin ist direkt eingezogen und ist mit den 3 Männern Vorräte kaufen gefahren. Wir haben nach und nach ihre Sachen geholt und gelernt, wie dieses neue Familienleben geht. Das war unser Lockdown-Projekt, das uns gut von der Pandemie und Grübeleien abgelenkt hat. Wir haben alle viel aussortiert und neu geordnet.

Ich war sehr auf der Hut: Verstehen sich alle wirklich gut, wie ist die Stimmung, wie geht es jeder einzelnen Person, wie geht es mir? Ein guter Berater in der Zeit war mein Bauchgefühl – das war immer positiv. Und wenn wir mit anderen darüber gesprochen haben, gab es immer zuerst die Frage: „Und wie geht es Deinem Mann?“ Das ist wohl das größte Wunder für alle, dass das so geht. Nun hatten wir schon einige Jahre Poly, Trennung, Affäre, und wieder zusammenfinden hinter uns und gelernt, dass uns unsere Freundschaft wichtig ist und wir uns einfach gern mögen. Er war happy, dass er nicht ausziehen musste, sondern in der Familie bleiben konnte, und wir anderen 4 waren und sind happy, dass wir alle zusammen sind und die Jungs nicht wieder hin- und hertingeln müssen.

Und wie ist das für die Kinder?

3 Erwachsene für die Jugendlichen ist manchmal etwas zu viel, dann zieht sich eine Person von uns zurück. Sie merken schon, dass wir alle 3 für sie das Beste wollen, manchmal aber erst hinterher. Das Thema, das uns als Familie am meisten beschäftigt, ist nicht, wie wir miteinander auskommen, sondern das Zockverhalten der großen Jungs. Dass wir jetzt zusammenleben und ihre Mama in der Öffentlichkeit als lesbisch lesbar ist, damit kommen sie super zurecht. Als wir beiden Frauen im letzten Jahr Hand in Hand über die Warschauer Straße liefen, habe ich meinen Sohn gefragt, wie es für ihn ist, jetzt eine Mama zu haben, die mit einer Frau zusammen ist. Seine trockene Antwort war: „Es ist doch 2020“. Das war noch vor Corona, noch in der Zeit, als 2020 für eine moderne Welt und nicht für das Pandemiejahr stand … Sie kommen gut klar, manchmal geben sie mit uns an, manchmal sind sie genervt von der Strenge und Konsequenz, die meine Frau mitbringt und meistens happy darüber, dass sie mit ihr jemanden haben, mit der sie reden können. Oder Footballspielen im Garten. Oder über Technik und Schuhe quasseln. Mich freut das sehr, ich weiß, was alle 5 leisten dafür, dass wir so harmonisch zusammenwohnen. Es ist viel mehr Familienleben möglich seitdem. Wir kochen alle 5 abwechselnd, wir spielen nach dem Abendessen gelegentlich oder schauen gemeinsam einen Film, wir frühstücken zusammen.

Und wie ist das für mich?

Diese Frage bekomme ich sehr selten gestellt, die Frage gilt eher dem Mann und den
Kindern. 😉

Mir ist Integration schon immer wichtig gewesen, ich mag, wenn meine Welt untereinander Kontakt hat und sich gut versteht, meine Mama mit meinen Freunden, meine Frau mit meinem besten Freund. Und dass wir jetzt, wo wir gerade das Familienunternehmen gegründet haben, auch noch ein Feld haben, in dem Integration möglich ist, mein Bruder beispielsweise Mitgründer geworden ist, das macht mich wirklich glücklich. Dass meine Jungs die PAARBOXen mitsortiert haben, dass ihr Papa mal zur Druckerei fährt, dass meine Frau und ich so gut miteinander arbeiten können – das ist einfach nur schön anzusehen. Unsere Firma heißt: „liebendgern“. Wie passend. 

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