Vatertagswunsch

Eigentlich habe ich ja schon aufgegeben: Ich bin seit 2005 und mittlerweile in vierfacher Ausführung Vater. Am kommenden Donnerstag steht mein dreizehnter Vatertag als tatsächlicher Vater an. Das muss man heute dazu sagen, weil es ja unter kinderlosen Jugendlichen inzwischen ziemlich üblich geworden ist, diesen Termin je nach Wetterlage zum Anlass für Outdoor-Kampfbesäufnisse zu nehmen.

https://twitter.com/frmzck/status/867988579443589121

Mit der Zeit ist meine Haltung zu dem, was irgendwann mal Christi Himmelfahrt war und gerüchteweise wohl auch noch ist, und dem, was leider kein wirklicher Vatertag ist, immer zynischer geworden. Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich darüber lamentiere und mich beschwere. Ich freu mich nicht über gravierte Whiskeykaraffen oder ein Sixpack zum Mitnehmen. Auch nicht darüber, dass die Zahl der alkoholbedingten Verkehrsunfälle dreimal so hoch ist wie sonst oder über die Tradition, dass kinderlose Männer zu dieser Gelegenheit ihren Kumpels das Bier tragen und wir über das Gruppenbesäufnis alle irgendwie Väter sind.

Früher dachte ich, dass man aus dem Tag gemeinschaftlich was was machen könnte. Als Bloggerinnen 2016 die Aktion #muttertagswunsch und #vatertagswunsch starteten, war ich sehr begeistert. Die ausbleibende Umsetzung der wirklich sinnvollen und konkreten Vorschläge und die schwache Resonanz auf #vatertagswunsch waren dann allerdings mal wieder sehr ernüchternd. Es gibt immer noch kein Familiensplitting, um die Geburtshilfe ist es schlecht bestellt (gerade Jens Spahn ist da keine Hilfe), die FDP rät alleinerziehenden Frauen, sich doch einfach ein Haus zu kaufen, und Flexibilität ist und bleibt eine Einbahnstraße für die Arbeitnehmer*innen. Obwohl knapp die Hälfte der Väter sich mehr Zeit für den Nachwuchs wünscht, passiert oft außer 2 Vätermonaten nicht viel. Entweder wegen verbaler Aufgeschlossenheit bei weitestgehender Verhaltensstarre oder weil das berufliche und private Umfeld das sabotiert. Dieses Vatertag-Muttertag-Bermudadreieck macht mich einfach fertig.

Manchmal hilft ja stänkern. Wie vergangene Woche als Lidl mit ein bisschen Anpusten von uns Gegenwind für seine Muttertagsgeschenke bekommen hat. Noch dicker als mit Bügeleisen Liberty (kein Witz) ließen sich die „Danke sagen“ Klischees aber auch kaum auftragen

und deshalb hat Presse auch ziemlich breit darüber berichtet. Über das Vatertagspendant dann allerdings schon nicht mehr.

Dabei hätte man doch über den Bollerwagen Marke Pinolino Kinderträume noch so viel sagen können. Schließlich hat Lidl ja auch gefragt. Aber bevor ich mich wieder hinreißen lasse,

will ich es dieses eine Mal noch erneut mit eigenen und geborgten Vatertagswünschen versuchen. Ist vielleicht auch besser für mein Karma.

1.
Können wir bitte damit aufhören, Mütter mit einem übergroßen, zu totaler Aufopferung zwangsverpflichtenden Ideal von Mutterliebe zu ersticken, und Vätern zugestehen, dass sie mehr sind als Aushilfskräfte an den Kindern?!

2.
Wir brauchen eine grundsätzliche Anerkennung von Care-Tätigkeiten und die Erkenntnis, dass wir uns individuell und gesellschaftlich nicht davor drücken können zu pflegen, zu betreuen, Haushalte zu führen und uns ganz allgemein zu kümmern.

3.
Wir stellen umgehend alle Kampfhandlungen gegen Alleinerziehende ein und verzichten darauf, sie aus eigener Unsicherheit über den Sinn und Unsinn der klassischen Kernfamilie mit Dreck zu bewerfen. Wir arbeiten darüber hinaus an einer verbesserten Wertschätzung von Patchworkfamilien und hören auf so zu tun, als wäre dieses Modell immer gleichbedeutend mit Scheitern und Versagen.

4.
Hier, Dingens: Maternal Gatekeeping. Wir einigen uns, diesen Begriff, der so tut, als würde sich Mutti wirklich darum reißen, nachts um 3 Uhr Kotze aufzuwischen und Schreikämpfe im Supermarkt auszutragen, fallenzulassen. Stattdessen verständigen wir uns darauf, dass wir Väter, die wollen, gerne Verantwortung übernehmen, und Väter, die nicht wollen, sich nicht so einfach aus selbiger stehlen lassen.

5.

6.
Wir lassen das mit den politischen Lippenbekenntnissen zum familienfreundlichen Deutschland. Stattdessen setzen wir eine Kindergeldreform um, die es ärmeren Familien wirklich erlaubt, von staatlicher Unterstützung zu profitieren, anstatt den Zettelkrieg mit den Behörden zu verlieren. Wir schaffen gesellschaftliche Teilhabe, ein möglichst durchlässiges Bildungssystem und schämen uns, wenn wir Leute um ihren Mindestlohn bescheißen und weiterhin die Anforderung zementieren, Männer müssten in ihren Berufen zeitlich überpräsent ein.

7.
Wir richten mit viel Geld (ja genau, mit viiiiiieeel Geld) eine bundesweite Elternleitstelle an, die möglichst schon in der familiären Planungsphase alle Unterstützungsangebote bündelt, digitalisiert und vereinfacht – auch zivilgesellschaftliche. Behördentermine, Finanzhilfen, steuerliche Beratung, kurzfristige Betreuungsmöglichkeiten, Tauschbörsen etc. Mit kostenloser App und allem Pipapo.

8.

9.

Und abschließend:
10.

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