Was ihr für eure lokale Gleichstellungsbeauftragte tun könnt

Gibt es bei euch in der Gegend eine Mädchenberatungsstelle? Na, dann habt ihr aber Glück! Astrid Warburg-Manthey, Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Salzhausen (Niedersachsen), ist seit zwei Jahren dabei, eine solche im Landkreis Harburg zu initiieren. „Warum eigentlich?“, fragen manche. Es gibt doch Beratungsstellen, die z.B. Lebensberatung anbieten. Können Mädchen, die sexualisierte Gewalt oder rassistische Diskriminierung erfahren haben, die unter Essstörungen, Mobbing oder Problemen mit den Eltern leiden, nicht auch dort hingehen?

Dass gerade Mädchen mit Migrationshintergrund eine Beratung von Menschen benötigen, die wissen, wovon sie sprechen, ist ein Grund. Dass Mädchen, die sexualisierte Gewalt oder Ausgrenzung erfahren haben, vorhandene Beratungsangebote nicht wahrnehmen, ein weiterer. Sie gehen nicht zu den Stellen, die sich um Opfer häuslicher Gewalt kümmern, weil sie sich da nicht sehen. Es spricht nicht sie als junge Mädchen an, die Mobbing oder Gewalt in der Schule oder in der Peergroup erlebt haben. Es wäre wichtig, sagt Astrid Warburg-Manthey, wenn es eine spezielle, auf jugendliche Mädchen zugeschnittene Anlaufstelle geben würde, die auch über einen längeren Zeitraum Bezugspunkt sein kann. Bisher müssen Betroffene sich über die Landkreisgrenzen hinaus an Fachberatungsstellen wenden: Gerade für Mädchen also, die nicht so mobil sind und ohne Wissen der Familie kommen möchten, ist das unmöglich.

Als Astrid Warburg-Manthey ihre ehrenamtliche Gleichstellungsstelle annahm, war sie alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern. Neben ihrer 30-Stunden-Stelle in der Suchtkrankenhilfe nahm sich die Diplom-Sozialpädagogin Urlaubstage, um ihr Ehrenamt gebührend ausfüllen zu können. Ihre Vorgängerin sagte noch: „Och, das ist nicht viel. Drei bis vier Beratungsanfragen im Jahr, mehr ist das nicht. Die Frauen hier brauchen keine besondere Unterstützung!“ Doch Astrid Warburg-Manthey nahm ihre Aufgabe ernst. Sie erstellte Flyer über ihr definiertes Aufgabengebiet und verteilte sie an Schulen und öffentliche Einrichtungen. Schon im ersten Jahr hatte sie 170 Beratungsanfragen – und oft erledigte sie genau die Arbeit, die eine Mädchenberatungsstelle leisten sollte.

Ihre Recherchen ergeben, dass im Harburger Raum dringend eine hauptamtliche Frauen- und Mädchenberatungsstelle gebraucht wird. Bisher wurden keine Gelder dafür bewilligt, ebenso, wie Gleichstellungsbeauftragte wie Astrid Warburg für Gemeinden unter 20.000 Einwohnern weiterhin ehrenamtlich arbeiten werden. Ob es also Mädchenberatungszentren in eurer Gegend gibt oder nicht, ob Gleichstellungspolitik intensiv verfolgt wird, ist davon abhängig, ob jemand besonders Engagiertes dieses Ehrenamt antritt. Und die können sicherlich eure Mithilfe benötigen.

Ruft doch mal eure lokale Gleichstellungsbeauftragte an und fragt, was ihr für sie tun könnt und bei welchen Kämpfen sie Hilfe braucht. Ruft sie doch auch mal an um zu schauen, wer das so ist. Ob sie schon Pinkstinks auf dem Schirm hat und Flyer bei uns bestellt hat. Was so ihre Meinung zu Kitaplätzen, arbeitenden Müttern und ihre Förderung ist. Da gibt es nämlich viele verschiedene Vorstellungen. Leider gibt es oft noch sehr traditionelle Frauenrollenbilder. Frei nach dem Motto: Bleiben die Kinder bei der Mutter statt in der Kita, gibt es auch nicht so viel auffällige Kinder, also auch weniger Beratungsbedarf. In allem also weniger Kosten. Oft sind es genau diese Bilder in den Köpfen einer Gemeinde, gegen die eine engagierte Gleichstellungsbeauftragte ankämpfen muss. Also: googlen, anmailen und Hilfe anbieten. Jeder designte Flyer, jede Hilfe beim Verteilen, bei Pressearbeit oder Vernetzung ist Gold wert.