Was ist Intersektionalität?

Was bedeutet intersektionaler Feminismus? Was sind Bespiele für Intersektionalität? Das erklärt Saskia Michalski in der „Schule gegen Sexismus“.
© Jendrik Wichels/ Pinkstinks Germany e.V.

Intersekt… Prost? Intersektionalität. Inter-sektio-nali-tät. Sieht aus wie ein kompliziertes Wort. Ist es auch. Aber es ist ein sehr wichtiges Wort. Was es bedeutet?

 

Einfach ausgedrückt: die Überlappung und gegenseitige Verstärkung verschiedener Formen von Diskriminierung.

 

Zum Beispiel wegen…

 

  • Hautfarbe und Geschlecht*
  • Gesellschaftsschicht und Hautfarbe
  • Geschlecht und Gesellschaftsschicht
  • Behinderung und Geschlecht
  • Geschlecht und Hautfarbe und Behinderung und Gesellschaftsschicht
    … und so weiter.
    *(uns ist bewusst, dass Hautfarbe und Geschlecht soziale Konstrukte sind)

 

Jedes einzelne davon kann belastende Diskriminierungserfahrungen bedeuten. Aber jemand wird eben nicht nur ENTWEDER wegen der gesellschaftlichen Herkunft ODER dem Geschlecht benachteiligt, sondern wegen beidem gleichzeitig. Oder beliebig mehrfach.

 

Anders gesagt: Jede*r kann eigene Erfahrungen mit mehreren gleichzeitigen Formen von Diskriminierung und Unterdrückung machen.

Der Begriff Intersektionalität kommt aus dem Amerikanischen und geht auf »intersection« – also Kreuzung – zurück. Geprägt hat ihn die US-Juristin und Aktivistin Kimberlé Crenshaw in den späten 1980ern.

 

Ihr ist damals aufgefallen, dass Gender und Hautfarbe getrennt voneinander betrachtet wurden. Das ergab in ihren Augen keinen Sinn.

 

Denn wie Straßen an einer Kreuzung überschneiden sich auch soziale Ungleichheiten. »Nicht alle Ungleichheiten sind gleich«, meint sie.

 

Für das Video kannst du deutsche Untertitel aktivieren.

Was sind Beispiele für Intersektionalität?

Ein paar Beispiele: Ein queeres Arbeiterkind steht vor anderen Herausforderungen als ein queeres Akademikerkind. Eine Schwarze Frau macht andere Diskriminierungserfahrungen als ein Schwarzer Mann; eine trans Frau mit Rollstuhl andere als eine trans Frau ohne…

 

Der Punkt dabei: Die Überlappung verstärkt die Ungerechtigkeit, Benachteiligung und Probleme.

 

Noch ein konkreteres Beispiel: Das Arbeitsministerium will Haushaltshilfen bezuschussen. Klingt im ersten Moment gar nicht schlecht und nach einer Entlastung.

 

Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: An den ungerechten Strukturen – dass Haus- und Sorgearbeit noch immer überwiegend als Frauenarbeit gilt – ändert so ein Zuschuss nichts.

 

Und wer hilft eigentlich der eingestellten Haushaltshilfe, die sehr wahrscheinlich auch eine Frau und dazu vermutlich finanziell weniger gut gestellt ist, im Haushalt? Genau: Hier greifen strukturelle Diskriminierungen gegen Frauen und gegen Menschen aus weniger wohlhabenden Bevölkerungsschichten ineinander.

 

Besser wäre es, die Gesellschaft so zu verändern, dass ALLE Menschen die gleichen Entscheidungsmöglichkeiten, Chancen, Rechte und Pflichten haben.

 

Die intersektionale Perspektive

Also, Intersektionalität macht auf die Schnittmengen von Diskriminierungen gegenüber einer Person oder einer Gruppe von Menschen aufmerksam, die keine gut gestellten, gesunden, gebildeten, weißen, heterosexuellen cis Männer sind.

 

Deshalb ist es ist so wichtig, Formen von Benachteiligung nicht einzeln zu betrachten, sondern sie übereinander zu legen. Und so die Zusammenhänge zu erkennen.

Nur eine intersektionale Perspektive macht Ungleichheiten und Unterdrückungen sichtbar, die durch – zum Beispiel Geschlecht – allein nicht genug erklärt werden können.

 

Und nur, wenn wir etwas erkennen, können wir auch etwas dagegen tun.

 

Dabei gegen eine Ungerechtigkeit allein zu kämpfen und andere auszublenden – zum Beispiel Feminismus ohne Klassismus oder Rassismus zu denken – das ist ziemlich eindimensional, unsolidarisch und außerdem von vorgestern.

 

Ich möchte das lieber auf Vimeo sehen.

Mehr Links und Infos:

 


 

Wenn wir in unseren Texten von Frauen und Mädchen sprechen, beziehen wir uns auf die strukturellen und stereotypen gesellschaftlichen Rollen, die alle weiblich gelesenen Personen betreffen.

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